Hhubers Weltreise: Stehaufkönig

Hhubers Weltreise: Stehaufkönig
König Sihanouk war Sänger, Schauspieler, Demokrat, Absoluter, Guter, Böser. Er ist in Kambodschas Geschichte Fragezeichen und Antwort.

Ohne Umschweife: Ex-König Norodom Sihanouk ist den Khmer, dem kambodschanischen Volk, heilig. Er wird als letzter Gottkönig gesehen, er kämpfte für das Ende des Kolonie-Daseins. Er machte nicht immer alles richtig, aber schlussendlich überstand er jede Katastrophe. Und wenn du als Volk lernst, dass die Zukunft oft scheiße ist, muss deine Leitfigur kein Siegertyp sein. Da reicht es schon, wenn er kein Verlierer ist.

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Für einen Österreicher ist das schwierig zu begreifen, wir haben eine solche Personalunion nicht, bei uns verteilen sich Kompetenzen wie Führungscharisma, Sympathiebonus, Volkshumor undsoweiter auf mehrere Typen. Es müsste Franz Joseph, mit Schnitzelsemmel und Kreisky-Biografie in den Händen, zu Mozartmelodien das Hahnenkammrennen gewinnen, einen Dancing Star im Walzer auf dem Kopf. Lächerlich? Stimmt! Aber eben nicht mehr als ein König, der gerne schauspielt, das Filmfestival Phnom Penh als besseres Cannes erfindet und in den ersten beiden Jahren die Trophäe als Best Actor bekommt. Lächerlich, stimmt's?

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Um diese Frage zu beantworten, Geschichte in Kurzform: Preah Bat Samdech Preah Norodom Sihanouk Varman (heute 87 Jahre alt) war … … 1941 bis 1955 von Kolonialmacht Frankreich als Marionette eingesetzter, dann wegen Unabhängigkeits-Wünschen geächteter und schließlich doch bestätigter König. Er kämpfte weiter, Frankreich verlor 1954 die entscheidende Schlacht, Indochina und damit auch Kambodscha. Nach Erlangen der Unabhängigkeit dankte er ab. … 1955 bis 1970 Parteigründer, Wahlsieger ("direkter Nachkomme der Gottkönige von Angkor" fetzt auf jedem Wahlplakat), Visionär eines "Buddhistischen Sozialismus", schließlich Staatschef und Führer in die "goldenen Jahre". Ab 1960 war Sihanouk Alleinherrscher. …1970 Opfer eines Putsches. Bis dahin entschlossener Gegner der Roten Khmer (den Namen "Rote Khmer" hatte er während seiner Regierungszeit als Sammelbegriff für die oppositionellen Splittergruppen erfunden). …1970 bis 1975 im Exil in Peking. Durch gemeinsame Feinde beseelt, bestellte er dort eine Exilregierung, in der auch die Rote Khmer saß. …1975 nach ihrem Sieg von der Roten Khmer eingesetzter Staatschef. Im folgenden Jahr kritisierte er die Rote Khmer jedoch zunehmend. …1976 bis 1979 wieder offiziell Gegner der Roten Khmer, die ihn des Amtes enthob und unter Hausarrest stellte. In diesen Jahren tötete das Regime einige seiner Kinder und Verwandten. Ihn verschonte es. …1979 bis 1990 nach der Niederschlagung der Roten Khmer durch Vietnam im Exil in China. …1991 bis 1993, nach Ende der vietnamesischen Besatzung, provisorischer Regierungschef. …1993 bis 2004 König. Nach den ersten demokratischen Wahlen seit Kriegsende kehrte Sihanouk auf den Thron zurück. Im Jahr 2004 dankte er ab und setzte seinen Sohn ein. Allerdings glauben viele, dass er noch immer alle Entscheidungen trifft.

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Es liegt auf der Hand, dass es jemanden mit solcher Wandlungsfähigkeit auf die Bühne oder vor die Kamera zieht. Der Drehbuchautor und Regisseur Sihanouk besetzte seine Filme mit Verwandten und Regierungspolitikern. Der Produzent Sihanouk bestellte das Militär zum Set, wenn er Special Effects brauchte. Der Kreative Sihanouk nutzte seine Kontakte und spielte in der DDR 1968 die Schallplatte "Palmen am Meer - Tanzmusik aus Kambodscha" ein. (darauf geschrieben: "Sein Wirken als Komponist unterhaltender Musik, vorzüglicher Pianist und Dirigent ist ebenso international bekannt wie sein Schaffen als Schriftsteller, Drehbuchautor, Schauspieler und Filmregisseur.") Der Schauspieler Sihanouk liebte Rollen wie den Geist des Waldes.

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Und doch scheint die Liebe zu ihm in jedem Khmer zu wohnen. Ich glaube, das hat zwei Gründe: Erstens war Sihanouk immer gutmütig. Ja, auch er war absoluter Herrscher, auch er wird seinen politischen Gegnern nicht die Polster aufgeschüttelt haben. Aber wenn rundherum die Amerikaner Giftkrieg spielen, die Kommunisten ihren Fanatismus durchpeitschen und die Rote Khmer Volksmord betreibt, liegt die Latte des Gemäßigten nicht besonders hoch. Sein einziges Ziel, die einzige Vision war ein freies Kambodscha. Dazu brauchte er nicht viele Tote. Und zweitens lehrte Sihanouk seinem Volk die wichtigste Eigenschaft. Denn auch wenn sich die Kambodschaner nicht einig sind, was Sihanouk genau ist -Chamäleon und Opportunist, Kasperl und ungeschickter Intellektueller, Befreier und Retter Kambodschas - bleibt ein Titel unumstritten: Überleber. Überleben. Das hat der letzte Gottkönig von Angkor seinem Volk bewiesen, das hat er ihnen beigebracht. Und nichts haben sie mehr gebraucht.p.s. 2004 las der 81-jährige König Sihanouk einen Artikel über Ehen unter Gleichgeschlechtlichen in San Francisco. Darauf veröffentlichte er eine handgeschriebene Nachricht auf seiner populären Homepage: Kambodscha solle solche Ehen als "liberale Demokratie" auch erlauben; er respektiere Schwule und Lesben und sie seien, wie sie sind, da Gott "eine breite Palette von Geschmäckern liebt".

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Die Route bisher: Wien - Madrid (Spanien) - San José (Costa Rica) - Tortuguero - Puerto Viejo - Manzanillo - Vulkan Arenal - Monteverde - San Juan del Sur (Nicaragua) - Isla Ometepe - Granada - SOS Kinderdorf Santa Ana (El Salvador) - Quezaltenango (Guatemala) - Puerto Arista (Mexiko) - Oaxaca - Mexiko City - Lima (Peru) - Paracas - Nasca - Arequipa - Puno/Titicacasee - Isla Amantani - Cusco - Machu Picchu - Lima - Punta Arenas (Chile) - Tierra del Fuego, chilenischer Teil - Ushuaia (Argentinien) - Isla Carlos III. (Chile) - Puerto Natales - Torres del Paine - El Calafate (Argentinien) - Buenos Aires - Mendoza - Valparaiso (Chile) - Santiago de Chile - Auckland (Neuseeland) - Wellsford - Ngunguru - Tutukaka - Kawakawa - Paihia - Kaitaia - Cape Reinga - Matakohe - Tauchkurs in Tutukaka - Peninsula Coromandel - Auckland - Taupo - Napier - Wellington - Fähre auf die Südinsel - Picton - Takaka - Kaiteriteri - Punakaiki - Arthur's Pass - Christchurch - Twizel - Aoraki/Mount Cook - Dunedin - Te Anau - Milford Sound - Queenstown - Wakana - Franz Josef - Hanmer Springs - Kaikoura - Fähre auf die Nordinsel - Paraparaumu - National Park - Tongariro Crossing - Whanganui - Wellington - Rotorua - Auckland - Sydney (Australien) - Blue Mountains - Cairns - Great Barrier Reef - Cape Tribulation - Sydney - Tokyo (Japan) - Kyoto - Hiroshima - Osaka - Hongkong (China; selbstverwaltete Region) - Macao (China; sR) - Ho Chi Minh City/Saigon (Vietnam) - Cu Chi-Tunnels - Nha Trang - Motorradtour durch das zentrale Hochland (Buon Ma Thout, Kon Tum, Tac Glei) - Hoi An - Hue - Hanoi - Halong Bay - Ninh Binh - Tam Coc - Savannaketh (Laos) - Pakse - Bolaven Plateau - Champasak - Si Phan Don Islands/Don Kong Island - Kratie (Kambodscha) - Phnom Penh - Sihanoukville - Battambang - Siem Reap, nächstes Ziel: Bangkok (Thailand).Schnäppchen dieser Tage: Im Russian Market von Phnom Penh habe ich Souvenirs gekauft. Das Khmer-Hemd aus Seide um sieben US-Dollar (sechs Euro, danke Griechenland), den Pashmina-Schal um drei. Ohne Echtheits-Zertifikat.Nepp dieser Tage: Ebendort verkauft man Zippo-Feuerzeuge aus Kriegszeiten. Die gehörten Amerikanern und tragen Sprüche wie "Don't tell me about Vietnam - I was there", aber auch Deftigeres. Die Originale kosten 30 US-Dollar (27 Euro), die hübschen Nachbauten sieben, die einfachen vier. Ich mag solche Souvenirs nicht besonders.

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