H'hubers Weltreise: Dubaissimo
Es muss irgendwo ein Witz existieren: Der Bürgermeister von Parndorf/Burgenland trifft den Scheich von Dubai. Irgendwie Wette, wer was Scheußlicheres bauen kann. Es muss dann so sein, Scheich und Geld, Burgenländer immer die Dummen in Witzen. Jedenfalls geht der Witz so aus: Dubai schaut aus wie Parndorf, wenn der Bürgermeister dort auch mit Geld zugeschissen worden wäre.
Die Frage, was eigentlich mit der Welt los ist, stellt man sich ja ohnehin ein ganzes Weltreise-Jahr lang. Jüngst in Aktau, ich habe davon berichtet: Ein Irish Pub, für das sich Irland genieren würde, darin Expats, die 50 Euro-Steaks essen und Prostituierte im Arm halten, für die sich die Zunft genieren würde. Was ich aber verschwiegen habe: Vor dem Pub war ich im Einkaufszentrum, um meine Uhr reparieren zu lassen. Sie hatte den Bügel verloren und ich damit die Zeit nicht mehr an der Hand. Und wie soll ich sagen: Das Einkaufszentrum voller Uhrgeschäfte, aber keiner repariert Uhren. Dafür hätte ich mir im Foyer einemillionzwölzigtausende Handycover kaufen können. Wir leben in einer Welt, wo keiner mehr Uhren flickt, aber jeder Handycover verkauft. Wo du auf jedem indischen Scheißhaus WLAN for free hast, aber eine Trinkwasser-Qualität zum wahrhaftigen Sterben. Und da fragt man sich im Stillen: Seids ihrs alle deppert? Wenn man mit solch einer Stimmung nach Dubai fliegt, braucht es nicht lange. Da haut dir die Absurdität dieses Wüsten-Wonderlands gleich nach der Landung eine rein.
Nur so als Beispiel: Jede Grasfläche in Dubai ist sattgrün. Das ist zweitens beachtlich, weil ja quasi kein Regen und knapp 50 Grad, direktes Sonnenlicht und Wasserknappheit, da sollte Gras braun sein. Erstens ist das aber bedenklich, weil Wüste. Hier hat Gott, oder von mir aus Allah, Wüste vorgesehen. Kein Gras. Gar kein Gras. Weil er aber unter der Wüste Öl eingeplant hat, machen die Scheichs abrakadabra: Gras statt Wüste. Wenn man herumfragt, regt das hier niemanden auf. Die hier Lebenden sind dafür. Die Gegenstimmen wohnen in Afrika und sonstwo. Der Wasserverbrauch in Dubai beträgt täglich rund 500 Liter pro Person. Österreicher liegen mit 162 schon über dem EU-Schnitt.
Und nun Achtung, das ist noch nicht das Schlimmste: Der monströse Wasserverbrauch wird als einer der zahllosen Superlative beworben und betont. Der fetzendepperte Guide auf meiner Big Bus-Nighttour johlte in sein übersteuerndes Mikrofon: "And this ist he biggest wateruse in the world. Hipp hipp…" Und er hatte tatsächlich einige der Kamera-behangenen Lemminge soweit, "Hurrey" zu antworten. Die anderen Sehenswürdigkeiten? Inseln in Formen, die man im Meer aufschüttet - kennt man eh, Palm und World. Da ein Tower aus Glas und Stahl, dort aus Stahl und Glas, um vierzehn Zentimeter höher. Die größte, beste, tollste Shopping Mall hier und die größtere, bestere, tollstere da. "That is Dubai. Dubai - you buy." Stille. "Understand? Du bai - you buy." Stille. "Hipp hipp…" Aaaaaaaaargh. Ich nahm mir den Globalisierungsrebell und Kapitalismus-Skeptiker in mir zur Brust: "So, du Quälgeist: Uns war doch allen klar, worauf das hinausläuft. Wir wussten schon vorher um die Glattheit dieser Stadt, in der die Häuser fast alle jünger sind als ich. Also halt jetzt dein Lästermaul und lass dich mit mir gemeinsam auf einen Urlaub ein, ein Leben als Tourist, ein gedankenloses Fließen im Disneyland des Alltags." "Aber die Authentizität", sagte mein Alter Ego noch. Ich sagte: "Gusch, Klugscheißerl." Stille. Hipp hipp hurra!
So bin ich nun in der vorletzten Woche meiner Weltreise im Urlaub angekommen. Ich war vormittags in der Skihalle von Dubai ein bisserl vor den Scheichs protzen, nachmittags auf der Wüstensafari. Ich fuhr auf den Burj Khalifa, selbstredend der höchste Turm der Welt, und hätte fast das Foto gekauft, wo man vor grüner Wand fotografiert und dann vor die Nachtkulisse der Stadt retuschiert wird. Ich ging in der Mall ins Kino und trank einen Smoothie, ritt auf einem Kamel und posierte vor dem Segel-Hotel, das jeder kennt und das trotzdem keine sieben Sterne hat. Und sogar mit dem quälenden Abenteurer in mir konnte ich mich wieder versöhnen. Ich mietete ein Auto, fuhr aus Dubai raus durch zwei andere der Vereinigten Arabischen Emirate. Wüste, karges Gebirge, Traumstraßen am Meer. Ich tauchte im Golf von Oman und schnorchelte bei Sonnenaufgang vor dem Hotelstrand mit vier Meeresschildkröten.
Und zurück in Dubai sitze ich nun in der Dubai Mall, ganz richtig: die größte der Welt. Mittlerweile haut mich der Wechsel von Wüstenwind und Klimaanlage nicht mehr um, im Gegenteil: Wenn ich durch die riesige Schiebetür der Mall trete, empfinde ich die 30 Grad Temperaturunterschied als lieblich. Der Foodcourt ist ein guter Ort, das Plastikessen gar nicht so schlecht. Ich sitze da, trinke Kaffee mit Zimtaroma aus einem Plastikbecher, tippe auf meinem Laptop und fühle mich ein bisschen wie Carrie Bradshaw. Müssen wir immer erst Schmerz erleiden, um die Liebe empfinden zu können? Später kaufe ich mir vielleicht noch ein neues Handycover. Hipp hipp…
Die Route bisher: Wien - Madrid (Spanien) - San José (Costa Rica) - Tortuguero - Puerto Viejo - Manzanillo - Vulkan Arenal - Monteverde - San Juan del Sur (Nicaragua) - Isla Ometepe - Granada - SOS Kinderdorf Santa Ana (El Salvador) - Quezaltenango (Guatemala) - Puerto Arista (Mexiko) - Oaxaca - Mexiko City - Lima (Peru) - Paracas - Nasca - Arequipa - Puno/Titicacasee - Isla Amantani - Cusco - Machu Picchu - Lima - Punta Arenas (Chile) - Tierra del Fuego, chilenischer Teil - Ushuaia (Argentinien) - Isla Carlos III. (Chile) - Puerto Natales - Torres del Paine - El Calafate (Argentinien) - Buenos Aires - Mendoza - Valparaiso (Chile) - Santiago de Chile - Auckland (Neuseeland) - Wellsford - Ngunguru - Tutukaka - Kawakawa - Paihia - Kaitaia - Cape Reinga - Matakohe - Tauchkurs in Tutukaka - Peninsula Coromandel - Auckland - Taupo - Napier - Wellington - Fähre auf die Südinsel - Picton - Takaka - Kaiteriteri - Punakaiki - Arthur's Pass - Christchurch - Twizel - Aoraki/Mount Cook - Dunedin - Te Anau - Milford Sound - Queenstown - Wakana - Franz Josef - Hanmer Springs - Kaikoura - Fähre auf die Nordinsel - Paraparaumu - National Park - Tongariro Crossing - Whanganui - Wellington - Rotorua - Auckland - Sydney (Australien) - Blue Mountains - Cairns - Great Barrier Reef - Cape Tribulation - Sydney - Tokyo (Japan) - Kyoto - Hiroshima - Osaka - Hongkong (China; selbstverwaltete Region) - Macao (China; sR) - Ho Chi Minh City/Saigon (Vietnam) - Cu Chi-Tunnels - Nha Trang - Motorradtour durch das zentrale Hochland (Buon Ma Thout, Kon Tum, Tac Glei) - Hoi An - Hue - Hanoi - Halong Bay - Ninh Binh - Tam Coc - Savannaketh (Laos) - Pakse - Bolaven Plateau - Champasak - Si Phan Don Islands/Don Kong Island - Kratie (Kambodscha) - Phnom Penh - Sihanoukville - Battambang - Siem Reap - Bangkok (Thailand) - Delhi (Indien) - Agra - Varanasi - Lumbini (Nepal) - Pokhara - Kathmandu/Kathmandu Valley (Patan - Boudhanath - Jorpati - Bhaktapur) - Almaty (Kasachstan) - Medeu/Kasach. Alatau - Issyk Lake - Bishkek (Kirgistan) - Tokmok - Taldy Bulak - Jurte/Kirg. Alatau - Naryn - Reiten in Tash Rabat - Bokonbayevo/See Issyk-Köl - Karakol - Jeti Öghüz - Cholpon Ata - Grigorievka/Ak-Suu Tal - Bishkek - Tashkent (Usbekistan) - Samarkand - Bukhara - Kyzylkum Wüste - Khiva - Elliq-Qala/ Fort Ayaz-Qala - Tashkent - Shymkent (Kasachstan) - Zhabagly/ Aksu Zhabagly Nature Reserve - Turkistan - Aralsk - Zhalanash/Aralsee - Kandyaghash - Aktau - Dubai ( Vereinigte Arabische Emirate) - Khor Fakkan/Golf von Oman - Dubai, nächstes Ziel: London (Vereinigtes Königreich).
Schnäppchen/Tipp dieser Tage: Dubai als Tourist, die Vereinigten Arabischen Emirate als Reisender. So wird es eine großartige Woche. Wobei: Auch Dubai hat charmante Ecken in meinem Sinn, die Altstadt und den Strand etwa.Mietautos sind ein Schnäppchen (ab 120 Dirhams pro Tag, rund 25 Euro), Tanken so wie man sich das hier vorstellt: 33 Eurocent pro Liter. Tauchen ist hier mit rund 350 Dirhams (rund 73 Euro) für zwei Tauchgänge ebenfalls recht günstig. Ob Dubai teuer ist, entscheidet man selbst. Ich verzichtete auf ein Quartier in einem der etwa 800 5-Sterne-Hotels der Stadt und nächtigte um 200 Dirhams mit Frühstück (41,50 Euro), es geht aber noch günstiger. Die Taxis kosten höchstens halb so viel wie in Wien. Und das Leben in den Malls (Essen, Kino, tralala) ist sowieso globalisiert und in Hanoi, Sydney, Dubai und Wien einheitsverpreist. Tatsächlich eine Patzenhetze sind die allüberall angebotenen Wüstentouren. Dünen-Rallye, Wüstendinner mit arabischem Buffet und Bauchtanz-Einlage, Kamelritt und Wasserpfeife. Es lohnt sich, in die Touristenrolle zu schlüpfen. Kosten sehr unterschiedlich, die namhaften Anbieter beginnen bei 240 Dirhams (rund 50 Euro). Ich fuhr mit Lama Tours, sehr empfehlenswert! Nepp dieser Tage: Ich kann es nicht laut genug sagen: Die Big Bus-Sightseeingtour ist widerlich. Wobei: Die Tagtour (220 Dirhams, rund 46 Euro) ist nur überteuert, aber eine gute Möglichkeit für den ersten Eindruck. Die Nachttour (125 Dirhams, rund 26 Euro) ist unattraktiv und wird von einem Live-Guide geführt. Wirklich: Werfen Sie ihn beim ersten schlechten Witz raus. Es wird immer schlimmer!
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