Richtig waschen: Wie weniger Mikroplastik ins Abwasser gelangt

Richtig waschen: Wie weniger Mikroplastik ins Abwasser gelangt
Wer nicht zu heiß wäscht, spart nicht nur Energie sondern schont auch die Meere.

Wer seine Wäsche in die Maschine schmeißt, der hat hinterher zwar saubere Hosen und T-Shirts, gleichzeitig belastet er aber auch die Umwelt. Fast 13.000 Tonnen Mikrofasern -  das entspricht zwei Müllwagen pro Tag -  gelangen so jedes Jahr in die Meere rund um Europa.

Bei jeder Wäsche werden nämlich Tausende von winzigen Mikrofasern aus dem Stoff in Flüsse freigesetzt. Wissenschaftler spekulieren seit einiger Zeit, dass diese Mikrofasern mehr Schaden anrichten könnten als z.B. Mikroperlen in Kosmetika.

Wie sehr, das haben jetzt Forscher der Northumbria University in Kooperation mit dem Chemieriesen Procter & Gamble, zu dem Marken wie Ariel und Lenor gehören, untersucht.

Ihre forensische Analyse ergab, dass bei einem Standard-Waschzyklus durchschnittlich 114 mg Mikrofasern pro Kilogramm Stoff bei jeder Waschladung freigesetzt werden.

36 Milliarden Waschladungen pro Jahr

Experten gehen davon aus,  dass in Europa jährlich 35,6 Milliarden Waschladungen  gewaschen werden –  allein in Europa gelangen so jedes Jahr 12.709 Tonnen Mikrofasern aus den Waschmaschinen in Flüsse und später ins Meer.

Die Forscher haben jetzt herausgefunden, dass man diese  Menge reduzieren kann, indem man sein Waschverhalten ändert:  Bei einem 30-minütiger Wäsche bei 15 °C  werden im  Vergleich zu einem Standardwaschgang  von 85 Minuten bei 40°C die Plastikpartikel um 30 Prozent reduziert. Immerhin.

Wenn die Haushalte auf kühlere und schnellere Waschgänge umstellen würden, könnten sie so potenziell 3.813 Tonnen Mikrofasern einsparen.

Nicht nur die Dauer und die Temperatur sind entscheidend, sondern auch die Art der Waschmaschine.  Haushalte in Nordamerika und Kanada haben in der Vergangenheit von oben beladbare Waschmaschinen mit einem durchschnittlichen Waschwasservolumen von 64 Litern benutzt. Der Markt geht allmählich auch auf der anderen Seite des Atlantik zu hocheffizienten Maschinen über, die bis zu 50% weniger Wasser und Energie pro Ladung verbrauchen. In diesen hocheffizienten Maschinen wird weniger Mikrofasern freigesetzt als in  Topladern:  Bei Fleece-Stoffen reduzierte sich der Plastikmüll um 70%, bei Polysester T-Shirts um 37 %.

Weitere wichtige Ergebnisse der Studie sind:

  • Größere Waschladungen führten zu einer Verringerung der Freisetzung von Mikrofasern aufgrund eines geringeren Verhältnisses von Wasser zu Stoff. Daher rät das Forschungsteam den Verbrauchern, ihre Waschmaschinen zu füllen - aber nicht zu überfüllen. Eine korrekt gefüllte Waschmaschine sollte zu etwa drei Vierteln gefüllt sein.
  • Neue Kleidung setzt mehr Mikrofasern frei als ältere Kleidung. Besonders während der ersten acht Waschgänge wurden viele Partikel freigesetzt.
  • 96% der freigesetzten Fasern waren natürliche Stoffe, die aus Baumwolle, Wolle und Viskose stammten, während synthetische Fasern wie Nylon, Polyester und Acryl nur 4% ausmachten.

Natürliche Fasern besser

Positiv: Natürliche Fasern aus pflanzlichen und tierischen Quellen werden viel schneller biologisch abgebaut als synthetische Fasern. In einer früheren Studie wurde festgestellt, dass Baumwollfasern nach fast acht Monaten im Abwasser um 76% abgebaut werden, im Vergleich zu nur 4% Abbau bei Polyesterfasern. Dies bedeutet, dass Naturfasern im Laufe der Zeit weiter abgebaut werden, wohingegen Mikrofasern auf Erdölbasis plateauförmig sind und voraussichtlich noch viel länger in der aquatischen Umwelt verbleiben werden.

John R. Dean, Professor für Analytische und Umweltwissenschaften an der Northumbria University und Leiter der Studie, schlussfolgert: „Um eine endgültige Lösung für die Verschmutzung der Meeresökosysteme durch Mikrofasern, die beim Waschen freigesetzt werden, zu finden, sind wahrscheinlich erhebliche Eingriffe sowohl in die Herstellungsprozesse der Textilien als auch in die Konstruktion der Waschmaschinengeräte erforderlich.“

 

 

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