Viennafair: Operation gelungen...
Heuer wird die "Viennafair", Österreichs größte Messe für zeitgenössische Kunst, genauer gemustert als sonst: Ging doch mit der Übernahme durch den russischen Investor Sergey Skaterschikov das Versprechen einer Neupositionierung und einer intensiven Promotion der Veranstaltung in neuen Publikumskreisen einher. Doch auch wenn am Preview-Tag Dasha Zhukova, die schwerreiche Sammlerin und Frau des Oligarchen Roman Abramowitsch, erwartet wurde, blieb das Kunstangebot der 122 Aussteller doch am Boden und bot manch feine Entdeckungen - auch für kleinere Brieftaschen.
Große Leinwände, kleine Preziosen
Auf der Ebene der hochpreisigen, so genannten "Blue Chip"-Galerien sticht auf der Viennafair primär Thaddaeus Ropac ins Auge, der nahe am Eingang Werke von Großkünstlern wie Georg Baselitz, Erwin Wurm oder - man erwartet schließlich russisches Publikum - Ilya & Emilia Kabakov präsentiert. Subtiler - und äußerst stimmungsvoll - ist unweit davon der Stand von Meyer Kainer geraten, auf dem die erfrischend-ironischen Gemälde des Polen Marcin Macieowsky mit Werken des Otto-Mauer-Preisträgers Siggi Hoffer und den "Bad Boys" von gelatin kombiniert werden (Preise für Gemälde von 12.000 bis 44.000 Euro).
Die österreichischen Aussteller, die im Vorjahr noch klarer als "Platzhirschen" erkennbar waren, wirken diesmal gegenüber ihren internationalen Kollegen allerdings weniger dominant. In der noch luftiger gewordenen Messe-Architektur fallen einerseits Aussteller wie die Galerie Forsblom aus Helsinki/Finnland auf, die sich mit "großen Namen" und großen Formaten von Stephan Balkenhol, Jason Martin und Joel Shapiro massiv an das Territorium des Großgaleristen Ropac annähert. Zum anderen sind es kleine Messestände, die mit subtilen Arbeiten viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen können.
Sensibles für Sammler
Beim Kunstraum "Gardens" aus Vilnius/Litauen, einer der neuen Galerien im Viennafair-Programm, spielt sich das Ausstellungsgeschehen auf einem bloßen Tapeziertisch ab: Hier gibt es Kunstwerke in Setzkastengröße, darunter einen filigranen, vom Künstler Antanas Gerlikas ersonnenen Ast, der als "Guide Stick" stets auf andere Kunstwerke zeigt, wie die Galeristin erklärt.
Schön und subtil sind auch die Arbeiten der - unter Insidern hoch gehandelten - Polin Agnieszka Polska, die bei Zak Branicka (Berlin/Krakau) zu sehen sind: Mit einem Preis von 4500 Euro für eine dreiteilige Foto-Arbeit, in der die studierte Kunsthistorikerin Flusssteine in verschiedenen Perspektiven inszeniert, ist die Künstlerin auch noch am leistbaren Ende des Spektrums angesiedelt.
Platte, pompöse Kunstwerke sind auf dieser Messe erfreulicherweise dünn gesät - in Form von verpixelten Pornofotos sind sie etwa bei der russischen 16thLine Gallery zu finden. Ansonsten kommt Kitsch meist mit Ironie im Gepäck - etwa am gemeinsamen Stand der Wiener Galerie Krinzinger und der Antwerpener Galerie Swaijzer, wo der deutsche Trash-Meister Hans-Peter Feldmann mit rosa Venus-Statuen (16.500€) und verfremdeten Porträts (55.000) zu sehen ist. Ob der ästhetische Overkill am Stand des Wiener Aktionismus-Experten Philipp Konzett aufgeht, bleibt abzuwarten: Bei ihm hat der Künster Christian Eisenberger eine Wand mit übel riechenden Fäkalien bemalt.
Wer schließlich kommt und kauft, bleibt die spannende Frage auf der Viennafair. Es könnten tatsächlich auch weniger reiche Kunstfreunde sein, die sich zum ersten Mal ein Werk für ihre Wand leisten wollen: Etwa eines der melancholischen Rumänien-Fotos von Michele Bressan Bei Jezca/Bukarest (1500 €); eine Papierarbeit von Elmar Trenkwalder bei Bernard Jordan (1500 €) oder eine Zeichnung des Burgenländers Stefan Zsaitsits bei Lang Wien (990 €): Zu entdecken gibt es viel.
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