Voll oder gar nicht

Wer weniger arbeiten will, den straft der Chef.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Es könnt' so schön sein: Mann und/oder Frau entscheiden sich für eines der vier österreichischen Karenzmodelle (die kaum Wünsche offen lassen). Man plant, pausiert temporär, kommt nach vereinbarter Zeit zurück und arbeitet dann wieder im Betrieb. Und zwar in einem Ausmaß, das dem Familienlebensmodell entspricht. Rosarote Theorie Ende.

Knallharte Praxis Anfang: Im echten Leben schaut die Geschäftswelt anders aus. Da wird maximaler Einsatz verlangt, für Wenigerleister ist weniger Platz. Oder oft gar keiner. Das trifft die aus der Karenz Zurückkommenden genauso wie Bildungspausierer, Ältere (man sagt, das sei man heute schon mit 45plus), Teilzeitangestellte oder Kranke. Unternehmen wollen heute fast ausschließlich die starken Vollleistungsträger. Jene, die zeitlich immer verfügbar sind. Jene, die mehr als hundert Prozent Leistung bringen. Wer dieses Spiel nicht mitmacht, wird hart bestraft. Mit Degradierung, Versetzung, Rauswurf. Da reagieren Vorgesetzte sensibel, irgendwie trotzig. Sie sind getrieben von ihrer Ich-will-dich-voll-und-ganz-Einstellung. Flexibilität gibt's nicht, Rücksicht auch nicht. Dabei sollte doch genau das möglich sein, in der viel zitierten schönen, modernen, flexiblen neuen Arbeitswelt.

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