Kerstin von Gabain: Raver im Museum

Ausstellungsansicht Kerstin von Gabain "Raver geht ins archäologische Museum", Secession Wien
Stroboskop-Momente, verewigt in Gips und Fotografie.
Michael Huber

Michael Huber

Raver geht ins archäologische Museum" - der Widerspruch ist in der kleinen Ausstellung, die bis 8. Juni im Grafikkabinett der Wiener Secession zu sehen ist, Programm. Kerstin von Gabain, 1979 geboren und damit selbst ein Kind der Rave-Epoche, macht sich dabei Gedanken um Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit.

Von Gabains Schau ist eine äußerst reduzierte Installation, die auf den ersten Blick eine Reihe von säuberlichen Schwarzweißfotografien zeigt. In den Bildern sind Gipsabgüsse von Körperteilen - Füßen, Waden, Armen - zu sehen, die allerdings stets Fragmente bleiben: Mal sind die Zehen abgeschnitten, mal endet das Bein oberm Knie; dann wiederum erscheint die Stellung von Beinpaaren seltsam verdreht.

Zerhackter Augenblick

Hier setzt die Assoziation zur Rave-Kultur an: Denn die Körperteile, die aus dem Dunklen aufblitzen, könnten aus ejnen Sinneseindrücken stammen, die man im Stroboskopgewitter auf einer sonst dunklen Tanzfläche gewinnt: Eine Rave-Party als Feier des Augenblicks wird vom Stroboskoplicht nochmals in Augenblicke zerhackt, wird sozusagen zum Augenblick schlechthin.

Bei Kerstin von Gabain erstarrt diese absolute Flüchtigkeit mit Mitteln der altehrwürdigen Musealisierung: Gibsabgüsse und (analoge) Fotografien sind seit jeher ein probates Mittel, um "Skulpturen", aber auch menschliche Körper auf Dauer verfügbar zu machen, man denke an Totenmasken oder Erinnerungsfotos.

Kerstin von Gabain: Raver im Museum
Rave - Health,

Neben den Bilderserien stehen noch Gipsabgüsse zweier Kisten und eines Paars Plateau-Schuhe im Raum: Gewissermaßen Insignien des Archivs und der Rave-Kultur, erscheinen diese Objekte ganz präsent und doch entrückt. Die Spannung zwischen Vergänglichkeit und Dauer wirkt hier deutlicher, dringlicher als sonst. Wenn es ein Kunstwerk schafft, solch immateriellen Verhältnissen ein Denkmal zu setzen, hat es schon eine Menge erreicht.

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