Charles Ray - Boy With Frog (2009)

Charles Ray, "Boy With Frog" (2009)
Eine hervorragende Skulptur wird nach ihrem "Tod in Venedig" nun in Basel gezeigt.
Michael Huber

Michael Huber

Die Art Basel ist zwar vorbei, für Kunstfreunde lohnt sich ein sommerlicher Ausflug in die Stadt am Rhein trotzdem - denn im Umfeld der großen Kunstmesse haben auch die örtlichen Museen stets Erstklassiges zu bieten. Das Kunstmuseum Basel würdigt derzeit gerade dem US-Bildhauer Charles Ray - einem Künstler, der dem Genre der vordergründig klassischen Skulptur durch ein elaboriertes Spiel mit Größenverhältnissen und Oberflächen immer wieder Verblüffendes abgewinnen kann.

"Boy with Frog" ist ein Highlight der Schau - wegen seiner künstlerischen Qualitäten ebenso wegen seiner kurzen, aber bewegten Geschichte. Die zweieinhalb Meter hohe Skulptur, die in Basel einen ganzen Raum des Kunstmuseums dominiert, wurde 2009 an der "Punta della Dogana" in Venedig aufgestellt - jenem einstigen Zollgebäude, das vom Milliärdär Francois Pinault zum Kunst-Hotspot umfunktioniert wurde.

Charles Ray - Boy With Frog (2009)
Charles Ray, "Boy With Frog" (2009)

Vergangenen Herbst musste die Skulptur ihren Platz dann räumen: Die Genehmigung zu ihrer Aufstellung war ausgelaufen und wurde nicht mehr erneuert, unter anderem deswegen, weil sich eine Front von Venezianern formiert hatte, die gegen die Figur protestierte. "Alles was sie sehen, ist moderne Kunst - und das ist Grund genug, es loswerden zu wollen", schäumte der Kurator Francesco Bonami inLa Stampa. "Der dargestellte Bub steht an der Schwelle zur Reife und es sieht so aus, als würde er auch die Grenze von der Antike zur Zeitgenossenschaft überschreiten. Venedig wehrt sich stur dagegen, diesen Schritt zu tun."

Nun, auf neutralem Schweizer Territorium, lässt sich der überlebensgroße Bub wieder ganz aus der Nähe bestaunen (die Schau läuft bis zum 28.9.) Verblüffend an der Skulptur ist dabei vor allem die unterschiedliche Qualität der Oberflächen: Das Gesicht, der Körper des Buben sind nämlich in einer Art Weichzeichner wiedergegeben, die Köfperformen sind nicht detailliert, so als hätte man eine leicht unscharfe Fotografie als Vorlage benutzt. Der Frosch (oder die Kröte?) tritt dazu in totalen Kontrast, das Tier ist bis in die kleinste Warze genauestens ausgearbeitet. Auch wenn die Skulptur - aus bekmaltem Edelstahl gefertigt - an Antikes erinnert, so ist sie doch höchst zeitgenössisch, ohne die Ideen eines fotografischen Zooms und andere technische Erweiterungen des Sehens nicht denkbar.

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