Was machen die da den ganzen Tag?

Ist eine Klinik für Sexsüchtige ein Pfadfinderlager für Große?
Doris Knecht

Doris Knecht

Und jetzt zu etwas ganz anderem. Einer Sache, über die im Freundinnenkreis seit einiger Zeit diskutiert wird, ohne schlüssiges Ergebnis. Die Tiger-Woods-Geschichte nämlich, der Aufenthalt in der Sex-Klinik, diese traurige TV-Beichte, dieses mea culpa am Medien-Pranger. Tatsächlich ist so ein öffentlicher Kniefall doch etwas, was man sich in einer religiösen Diktatur erwarten würde, aber doch nicht im Land of the Free. Dem Land mit der blühenden Porno-Industrie. Und es ist schon absurd, dass etwas, das sich zwei erwachsene Menschen doch an und für sich untereinander ausmachen müssten, coram publico vor dem nationalen Moral-Gericht verhandelt wird. Was uns allerdings mehr interessiert: Was genau machen diese Männer in der Sex-Klinik? Sitzen die den ganzen Tag in Therapien, die sie mit der Idee versöhnen sollen, dass ein Leben ohne ständigen Sex mit wechselnden Partnern einen Sinn hat? Lernen sie Meditationstechniken, die ihnen zur besseren Kontrolle ihres primären Geschlechtsorgans verhelfen sollen? Wird ihnen Brom verabreicht? Testosteron abgesaugt? Der Freundinnenkreis ist zum Schluss gekommen: Wahrscheinlich spielen die Sexsüchtigen den ganzen Tag Karten. Und PlayStation. Und Golf. Trinken mit den neuen Haberern und unterhalten sich über die geilsten Automodelle. Spechteln auf YouPorn. Üben gemeinsam eine schöne Sex-Beichte ein. Und trainieren den schuldsatten Blick der Läuterung, unter viel Schenkelgeklopfe der anderen Sexsüchtigen. Wir stellen es uns als eine Art Pfadi-Lager für große Buben vor. Haben wir hierzulande nicht. Hierzulande kann ein ÖVP-Bundespräsident eine Geliebte haben, ohne dass es seinen Ruf übermäßig beschädigt. Und das ist uns, ehrlich gesagt, lieber.

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