Vater sein dagegen sehr

Es ist nicht nur die Schuld der Väter, dass die Väter-Karenz so unpopulär ist.
Doris Knecht

Doris Knecht

Anlässlich des Frauentags las der Kollege H. im KURIER diesen Satz der ÖVP-Parlamentarierin Silvia Fuhrmann: "Wenn ein Mann einfach nicht in Karenz gehen will, kann auch die Politik nichts tun." Und er erzählte dann Folgendes: Im Jänner bekamen der Kollege und seine Freundin ihr erstes Kind: einen Sohn. Und gleich, nachdem dieser auf die Welt kam, bekamen die beiden schon im Krankenhaus eine Sozialberatung der Wiener Mag 11, auch bekannt als: Amt für Jugend und Familie.

Der Kollege H., ein wacher, aufgeschlossener junger Vater, berichtete der Sozialarbeiterin von seinem Plan, ein paar Monate in Karenz gehen zu wollen; also konkret: vier Monate von insgesamt 14 in der einkommensabhängigen Kindergeld-Version. Was meinte dazu die Sozialarbeiterin? Die Sozialarbeiterin meinte, das sei keine gute Idee. Der Kollege habe erst kürzlich eine Anstellung gekriegt? Dann rate sie ihm eher davon ab, in Karenz zu gehen; denn auch wenn Chefs sagten, man könne danach zurückkommen, sei das keineswegs immer sicher, und in Zeiten wie diesen sei eine Anstellung doch viel wert. Stattdessen riet die Frau H.s Freundin, die längstmögliche Karenzvariante in Anspruch zu nehmen, damit habe man die größte Sicherheit. Die Höhe des Verdiensts der jungen Mutter oder das Karriere-Risiko, das sie mit 14 Monaten Karenz eingeht, interessierte die Frau von der Mag 11 nicht. Und ließ die jungen Eltern verdattert zurück. Und die, beide Akademiker, fragen sich nun, wie junge Eltern aus weniger bildungsnahen Schichten wohl auf so eine Beratung reagieren. Es ist nicht nur die Schuld der Väter, dass die Väter-Karenz so unpopulär ist.

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