Und jetzt die Bagger

Ja, er war schön, der Südbahnhof, nicht nur ob seiner architektonischen Großzügigkeit, sondern auch wegen den Hoffnungen, die sich in der Halle zusammenfanden.
Doris Knecht

Doris Knecht

Das Bundesdenkmalamt sei, schreibt der Architektur-Kritiker Jan Tabor im letzten Falter, "dringend demolierungsbedürftig". Zum "Bundes-schweig-mal-Amt" sei es geworden, indem es gegen die Demolierung des Wiener Südbahnhofs nichts unternahm. Der wird in diesen Tagen endgültig geräumt und dann abgerissen, um dem neuen Zentralbahnhof Platz zu machen. Dabei zähle der Südbahnhof "zu den Denkmälern der Aufbauzeit", er sei, konstatiert Tabor, "einzigartig in die Zeit und ihre spezifische kulturpolitische Topografie eingebaut, also besonders schön".

Ja, er war schön, der Südbahnhof, nicht nur ob seiner architektonischen Großzügigkeit, sondern auch wegen den Versprechungen, Erwartungen und Hoffnungen, die sich in dieser Halle zusammenfanden - je nachdem, ob sie Ausgangspunkt oder Ziel der Reise war. Für die, die von dort nach Süden fuhren, fing er, so empfand es Tabor, "die Fröhlichkeit des Fernwehs" ein, er versprach Sonne, Wärme, Meer; Süden eben. (Außer natürlich, man fuhr nur bis Graz.) Für die, die ankamen, versprach er nicht selten den Eintritt in eine bessere Welt - auch wenn dieses Versprechen häufig von der Realität gebrochen wurde. Westler wie ich, die zwangsweise engen Kontakt zum Westbahnhof pflegten, waren jedes Mal, wenn sie eine Reise ab Südbahnhof antraten, beeindruckt von der schieren Maßlosigkeit dieser Halle, in der die Fahrkartenschalter wirkten wie aus dem Puppenhaus. Was für ein Luxus, hier einfach eine riesige Menge Luft mit einer Halle zu umbauen. Das wird der neue Bahnhof, in dem wohl kein Kubikmeter kommerziell ungenutzt bleiben wird, vermutlich nicht bieten. Also, Südbahnhof, baba.

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