Und es dauert immer weiter

Die endlose Kälte kriecht uns ins Gemüt.
Doris Knecht

Doris Knecht

Mir ist kalt. Kalt, kalt, kalt. War es je so lange am Stück so kalt in Wien? Wahrscheinlich erst letztes Jahr; und wahrscheinlich hat man in jedem Februar das Gefühl, der Winter höre niemals wieder auf. Und man müsse nun für immer unförmige Jacken tragen und entstellende Hauben und Handschuhe, die einem Bauarbeiter-Pranken machen. Und man sei nun dauerhaft blass und teigig und zu erschöpft, um etwas gegen die Erschöpfung zu unternehmen. Sport? Das war nochmal was? Irgendetwas viel zu Anstrengendes. (Der Chef, frisch und fit vom Morgen-Tennis, spendiert mir dazu ein französisches Sprichwort: "Dem schlafenden Fuchs fällt nichts ins Maul." Danke, Chef, das hilft mir außerordentlich.)

Aber meinen Freundinnen ist auch kalt. Die wollen sich auch nicht mehr rühren. Die Kälte kriecht uns ins Gemüt. Wir sitzen in Stiefeln und Strickjacken und mit dicken Schals beieinander, trinken Heißgetränke und essen mehr Schokoladenkuchen, als uns gut tut. Aber es hilft nichts mehr. Und überhaupt! Man kann doch auch nicht immer alles selber machen! Da muss jetzt einmal etwas von außen kommen! Und, nein, es ist nicht wie immer. Heuer ist es schlimmer als voriges Jahr. Und als vorvoriges. Heuer dauert es endlos. Es dauert und dauert und dauert immer weiter. Die Blumenhändlerin, der ich zum Zwecke der Frühlingssimulation einen dicken Buschen Tulpen abkaufte, sagt es auch, sie habe, sagt die Blumenhändlerin, heuer schon drei Mal so viel Einwickelpapier verbraucht wie in anderen Wintern. Und in Niederösterreich ist der Stromverbrauch wegen der Kältewelle um 20 Prozent gestiegen. Eben! Ich habe recht! Aber wärmer wird mir davon auch nicht.

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