Unbeweglichkeit, ff

Die Amerikanisierung der heimischen Teenager-Figur schreitet munter fort. Kosequenzen: keine.
Doris Knecht

Doris Knecht

Eine aktuelle Untersuchung beweist's, die bald beginnende Badesaison wird es zeigen: Die Wiener Kinder sind zu dick. Es sind zu viele zu dick, und viele sind viel zu dick. Sie springen in den städtischen Freibädern (an deren Buffets, ich wette, auch heuer wieder nur Eis, Pommes, Langos und kein Stück Obst angeboten werden wird) von den Sprungbrettern, und werden begeistert bejohlt, wenn das Becken überschwappt. Und sie tun einem leid, mit ihren Schwabbel-Bäuchen und ihren dicken Beinen und ihren Fett-Brüsten.

Die Amerikanisierung der heimischen Teenager-Figur schreitet munter fort. Seit Jahren wird warnend darauf hingewiesen, dass es schlimmer geworden ist und werden wird, und was wird an den Stellen, die das könnten, unternommen? Nichts. Die Stundenpläne werden nicht geändert; zwei Stunden Bewegung pro Schulwoche gelten nach wie vor als ausreichend. Ernährung steht noch immer nicht am Stundenplan, gut und gesund kochen lernen sowieso nicht: Außer wenn, wie an einigen Schulen, die Lehrerinnen und Lehrer in Eigeninitiative regelmäßig mit ihren Schülerinnen und Schülern kochen und essen; und das wird ihnen nicht selten von Vorschriften schwer gemacht. Es ist eine traurige Ironie, dass Kinder im Fernsehen, von Sascha Walleczek, mehr über richtige Ernährung lernen als in der Schule. Oder von ihren Eltern, die es auch nicht besser gelernt haben: Die dicken Kinder werden zu dicken Erwachsenen, die ihre Kinder wieder dick machen. Dass man hier so lange zuschaut und diesen Kreislauf nicht endlich effizient unterbricht, ist pure Verantwortungslosigkeit. Gesellschaftspolitische Unbeweglichkeit, die zu faktischer Unbeweglichkeit führt: jener der dicken Kinder.

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