Sieht eigentlich ganz harmlos aus
Da!, ich seh schon eine: Und sie sieht eigentlich ganz harmlos aus. Klein, flauschig, federleicht und unschuldig weiß; sieht nicht so aus, als könnte sie eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzen. Tut sie aber; und was jetzt, während dieser Text verfasst wird, lieblich vom Himmel schwebt, legt jetzt, während Sie das lesen, gerade halb Wien lahm. Vergräbt Autos, stoppt Straßen- und U-Bahnen, verschüttet Bürgersteige, haut Fußgänger um, entzieht Automobilisten die Kontrolle über ihr Fahrzeug und sortiert sie in zähe Staus ein, dezimiert empfindlich die Wiener Streusalz-Vorräte. Und sorgt für Gesprächs- und Stöhnstoff: Der Schnee, bitte. Der Schnee! Schnee!!! Wie konnte das passieren!? Wieder wurde Wien völlig überraschend und hinterhältig von der eiskalten, weißen Bedrohung überfallen, was in der großen Stadt gleichbedeutend ist mit: totalem Ausnahmezustand. Stillstand. Paralyse. Wenn es in Wien schneit, geht in Wien nichts mehr. Während man in anderen Teilen Österreichs, beziehungsweise auf praktisch dem gesamten Staatsgebiet minus Hauptstadt, auf den Schnee reagiert wie auf fallende Blätter, sprießende Veilchen und Hitze: eine vertraute Begleiterscheinung einer periodisch wiederkehrenden Jahreszeit. Man begegnet ihr mit dicken Jacken, festen Schuhen, Winterreifen, Schneeketten und Schneeschaufeln. Und benutzt sie zum Rodeln und Skifahren, und um damit Touristen anzulocken. Gut, diesbezüglich ist Wien etwas im Nachteil. Trotzdem müssen sich die Wiener das höhnische Gelächter der Rest-Österreicher gefallen lassen: Wegen dem bisschen Schnee machen die so ein Theater? Ja.
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