Radweg oder Holzweg?

Früher oder später müssen sich Autofahrer an Radfahrer gewöhnen - ohne sie umzufahren. Denn die Radwege werden bald zu wenig sein.
Doris Knecht

Doris Knecht

Man ist als Radfahrerin allerlei Unbill ausgesetzt: plötzlich aufgehende Autotüren, nicht blinkende Rechtsabbieger, auf Radwegen parkende Zulieferer, Fußgänger, die einfach auf die Straße laufen, weil sie glauben, wenn sie kein Motorengeräusch hören, kommt auch nichts.

Und man ist auch selbst gefährlich für die Autofahrer, wenn man plötzlich rechts vorgefahren oder in einer für Radfahrer freigegebenen Einbahn entgegenkommt. Aber es gilt halt ganz besonders auf der Straße: Man kann nicht alles tuttiquanti mit Regeln regeln. Man kann den Verkehrsteilnehmer nicht in Watte packen. Er muss selbst aufpassen und sich selbstverantwortlich der Gefahren bewusst sein. Insofern ist auch der Radweg immer wieder ein Problem. Weil er dem Radfahrer das Gefühl vermittelt, er sei dort sicher und alle anderen Verkehrsteilnehmer in der Illusion wiegt, Radfahrer seien nur am Radweg anzutreffen. Beide Seiten werden hochfrequent vom Gegenteil überrascht. Aktuelles Radweg-Problem: Sollen E-Bikes darauf fahren müssen? Momentan gilt Radweg-Pflicht für alle Radfahrer außer Rennrad-Fahrern, was die Rad-Organisationen schon lange stört. Während der ÖAMTC meint, es entspreche der Meinung der Österreicher, dass bereits vorhandene Radwege auch von E-Bikes benützt werden sollen. ("Meinung der Österreicher" heißt hier wohl: Meinung der Österreicher innerhalb eines Pkw). Es wäre klug, die Autofahrer endlich an Radfahrer auf der Straße zu gewöhnen. Es werden ja immer mehr: Mittlerweile fahren 4,5 Millionen Österreicher Rad, Tendenz steigend. Was die Radwege auf Dauer nicht fassen werden. Es wird ein Miteinander geben müssen, jetzt oder dann.

Kommentare