Nächstes Jahr nimmer

Der Nikolaus war heuer ein Desaster. Das war de-fini-tiv das letzte Mal.
Doris Knecht

Doris Knecht

Der Nikolaus war heuer ein Desaster. Nicht die Nikolaus-Feier: Die war, sofern die Kinderzimmertür fest verschlossen und dahinter gerade kein Meuchelgeräusch zu vernehmen war, zwar wenig besinnlich - es gab Wein, Gulasch, Gugelhupf, Geplauder und Gelächter - aber sehr schön. Minus des Nikolo-Besuches. Alle Erwachsenen waren sich danach einig: Das war heuer gewiss das letzte Mal.

Denn der Nikolaus traf nicht wie in früheren Jahren auf großäugige, aufgeregte Kinderlein, sondern auf eine Horde fünf- bis achtjähriger Hooligans, die sich während der gesamten Zeremonie lärmend auf dem Sofa balgten und ihre Säcke kassierten, ohne den Worten aus dem goldenen Buch groß Beachtung zu schenken. "Und hier steht noch, du sollst daheim mehr helfen." "Ja, ja; wars das?" Leider handelte es sich um einen Miet-Nikolaus, dem weder groß Talent im Umgang mit Gfrastern, noch jenes zur Schauspielerei gegeben war. Plus er nuschelte unterm Bart, was bei den Eltern zu viel Juchee führte, als der gute Mann eines der Kinder lobte, es "raucht Gras mit dem Papa". Halloho??? (Tatsächlich stand da "rauft brav mit dem Papa", aber das interessierte dann natürlich keine Sau mehr.) Noch bevor alle Kinder Lob, Tadel und Säcke bekommen hatten, waren die ersten verschwunden, um anderswo deren Inhalt zu überprüfen, sowie ob man eh nicht übervorteilt worden war. Das war heuer de-fini-tiv das letzte Mal, stöhnten die gedemütigten Eltern danach beim Gulasch, als die Kinder im Nebenzimmer mit einem Kinderfilm davon abgehalten wurden, sich um die Säcke blutig zu prügeln. ("Das ist meiner!!" "Nix!!! Meiner!!") Nächstes Jahr bringt der Nikolaus die Säcke still und heimlich in der Nacht, soviel ist sicher.

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