Mit meinen Gebühren bitte nicht

Anastasia S. wird wie eine Hexe auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt.
Doris Knecht

Doris Knecht

Die Kollegin Steinitz hat es auf KURIER.at bereits in klaren, wahren Worten gesagt: Anastasia S., auch bekannt als Lugners "Katzi", hat keinen alten Omas die Ersparnisse geraubt. Sie hat auch sonst kein Verbrechen begangen, das es rechtfertigen würde, die Zwanzigjährige wie eine Hexe auf dem medialen Scheiterhaufen zu verbrennen. Und zwar, weil sie, wie es heißt, in einem Bordell gearbeitet haben soll.

Na und? Man kennt viele, die gerne solche Etablissements besuchen, aber dafür nicht wie Frau S, durch den Dreck gezogen werden. Und zwar allen voran vom öffentlich-rechtlichen ORF, konkret: vom neuen Wunderwutzi Dominic Heinzl, der jetzt endlich etwas gefunden zu haben glaubt, mit dem er die bescheidenen Quoten seiner Society-Sendung zu sanieren hofft. Und die unangenehme Opernball-Konkurrenz, die ihm mit Thomas Gottschalk aus seinem ehemaligen Sender ATV erwächst, präventiv in Schach zu halten: Denn wie sähe das aus, wenn die Opernballübertragung mit Heinzl weniger Quote machte als die Opernballübertragung ohne Heinzl? Das muss Anastasia S. jetzt eben ausbaden. Es ist wirklich traurig, wie ungeniert man hier auf die Schwächsten losgeht, die sichtlich keine Mittel haben, sich zu wehren. Natürlich ist Frau S. selber schuld, wenn sie sich freiwillig an Richard Lugner hängt: Allerdings ist das und ihr Vorleben im Vergleich zu dem, was Heinzl über viele andere Mitglieder dieser Society wissen dürfte, ein weniger als minderschweres Vergehen. Die werden allerdings vom ORF nicht an den Pranger gestellt, da schweigt man taktvoll darüber hinweg. Und wer zahlt diesen Katzi-Bildungsauftrag? Sie und ich; mit unseren Gebühren und Steuergeldern. Ich sage: mit meinen bitte nicht.

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