Mit große Dinger fahren

Über das Paradox, Frauen mit Mitteln des Sexismus anlocken zu wollen.
Doris Knecht

Doris Knecht

Nachdem sich die österreichischen Töchter jetzt wiederholt belehren lassen mussten, es gäbe beileibe wichtigere Probleme, als sie in die Bundeshymne aufzunehmen, wollte man sie jetzt zum Bundesheer locken. Mithilfe eines Werbespots, der die emanzipatorische Zurückgebliebenheit Österreichs ungeheuer drastisch dokumentiert. Und dessen aufdringliche Amateurhaftigkeit so viel Hohn und Spott auf sich zog, dass das Heer das Video umgehend wieder aus dem Netz nahm. Man kann den Spott-Spot aber auf youTube - Stichwort: Bundesheer 4U - anschauen und tausendfach auf Facebook, wo er begeistert und fassungslos kolportiert wurde. Und das Anschauen lohnt sich: Allmächtiger! Wem fällt so etwas ein? Wer schreibt so etwas? Wer nimmt so etwas ab? Wer gibt so etwas frei? Und wer bezahlt so etwas? Die ukrainische Armee! Das österreichische Bundesheer hat den dilettantischen Schwachsinn dann einfach nur noch praktisch eins zu eins nachgedreht. Dabei sah schon das Original so aus, als hätte der geistesgestörte Neffe eines Generals nach seinem Rausschmiss aus Filmschule und Werbe-Praktikum dringend eine Beschäftigung gebraucht. Waren wir in der Evolution nicht eigentlich schon ein ganzes Stück weiter? Wenn man sich den Bundesheer-Spot anschaut, bekommt man daran starke Zweifel. Schon die Idee hinter dem Film ist betörend paradox: Die Erhöhung der Frauenquote im Bundesheer mit den Mitteln des Sexismus. "Wir wollen mit große Dinger fahren!" ruft eine der vier Frauen, die am Ende einem Panzer hinterherlaufen. Wenn man das gesehen hat, ist man ehrlich dankbar, dass man nur in der Bundeshymne nicht vorkommt. Denn wir haben viel schlimmere Probleme, stimmt.

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