Maulaufreißen wirkt
Es habe einen "Sinneswandel" bei den Wiener Hundebesitzern gegeben, konstatierte Umweltstadträtin Ulli Sima diese Woche: angesichts von 50.000 Hundekot-Sackerln, die nun täglich in den Müll wandern. Das sehe ich auch so. In meinem Viertel hat die Sackerl-Disziplin spürbar zugenommen, fast alle räumen jetzt selbstverständlich weg, und zwar auch die, die einen noch vor zwei Jahren mit Kraftausdrücken überzogen haben, wenn man sie um genau das bat.
Es gibt jetzt in dieser Sache endlich ein weitgehend kollektives Unrechtsbewusstsein. Gut, dieses Unrechtsbewusstsein wird im Dunkel der Nacht manchmal verdrängt, weil es da weniger auf das ebenfalls gestärkte Rechtsbewusstsein jener trifft, die nicht gern ins Gacki steigen. Aber auch das zeigt etwas: Man kann derlei jetzt nur noch heimlich tun, der soziale Druck wächst. Und genau den braucht es, wenn sich etwas ändern soll. Denn besser wurde es ja nicht von selbst. Das hat ein paar Jahre Überzeugungsarbeit bedurft: Erst von jenen, die nicht mehr hinnehmen wollten, dass ihnen und ihren Kindern ständig Hundedreck an den Schuhen klebt. Zuallererst musste der Bürgermeister überzeugt werden, der das Problem jahrelang geleugnet hatte. Aber es gelang, und die Stadtregierung ließ endlich strafen: Weil was nicht bei Strafe verboten ist, gilt ja als erlaubt. Und jetzt: Jetzt ist es viel besser. Was beweist: Maulaufreißen wirkt mitunter doch. Denn wer nichts sagt, sagt, dass es wurscht ist. Wer nicht wählt, übrigens auch. Und wenn wir schon dabei sind: Wer weiß wählt, erklärt damit, dass es ihm wurscht ist, ob Barbara Rosenkranz, Rudolf Gehring oder Heinz Fischer Bundespräsident von Österreich ist. Ich finde, das ist es nicht.
Kommentare