Ihr habt es so gewollt

Wenn man weniger Raucher will und die Nichtraucher schützen, dann macht man das einfach.
Doris Knecht

Doris Knecht

Kürzlich war ich zwei Tage in Berlin. Und stellte dort fest: Man darf eigentlich nirgends rauchen. Und stellte weiters fest: Das ist überhaupt kein Problem. Wer unbedingt eine Zigarette braucht, raucht sie vor der Tür, passt, kein Thema.

Das sage ich als Nichtraucherin, die eben (erzählen Sie es nicht meiner Mutter) eine kurze, endenwollende Abstinenz von der Abstinenz nimmt. Und es angenehm fand, im rauchfreien Restaurant zu essen und im rauchfreien Kaffeehaus zu frühstücken. Gut, spät in der Nacht gerieten wir in eine kleine Bar, in der man rauchen durfte, und das war auch okay: Wer sich die Nächte mit alkoholischen Getränken um die Ohren schlägt, hält auch ein bisschen Rauch aus. Und es gibt genug Bars, in denen nicht geraucht wird; sowohl das Publikum als auch das Personal haben die Wahl. Mir scheint das insgesamt eine vernünftige Handhabung des Nichtraucherschutzes. Und eine Regelung, die, meine ich, eigentlich keiner extra Abstimmung bedarf. Weil wozu? Es ist längst klar, dass Österreich auf Dauer nicht aus dem europäischen Nichtraucher-Konsens ausscheren kann. Und vernünftigerweise auch nicht will: Bei den OECD-Ländern liegt Österreich bei den rauchenden Jugendlichen an der Spitze: Ein Viertel der 15-Jährigen raucht regelmäßig. Natürlich zielt man bei der Abstimmung auf eine Mehrheit für ein allgemeines Rauchverbot ab, um dann das Ergebnis endlich zum Handeln nützen zu können: Aber das ist doch ziemlich feige, mutlose Ihr-habt-es-so-gewollt-Politik. Und was, wenn es anders ausgeht? Wenn man weniger Raucher will und die Nichtraucher schützen, dann macht man das einfach. In Berlin geht's auch.

Kommentare