Es ist, wart ab

Natürlich sind wehrhafte Kinder anstrengend - aber man lernt daraus und wächst daran.
Doris Knecht

Doris Knecht

Es sei, sagte der Kinderpsychiater und Schriftsteller Paulus Hochgatterer gestern im KURIER, "in gewissem Sinn ein Job von uns Erwachsenen, sich über die Kinder aufzuregen. Damit ermöglichen wir ihnen, konfliktfähig zu werden". Das ist ungemein beruhigend, danke, weil derartige Aufregung steht in meinem Haushalt derzeit 24/7 auf der Tagesordnung. Allerdings regen sich bei uns im Moment vor allem die Kinder über ihre toleranzbehinderten Eltern auf, und ob mein Konfliktpotenzial noch stark ausbaufähig ist, wage ich augenblicklich zu bezweifeln.

Meine Freundinnen mit schon pubertierender Brut sagen: Es ist, wart ab. Wart ab, bis sie dir Geld aus dem Börsel fladern, kiffen, und dein Silberbesteck mit dem Pizza-Karton entsorgen. Nein, falsch, sie entsorgen ihn natürlich nicht, DU entsorgst ihn, sie verstecken nur das Silber unter den Pizzaresten. Wart ab. Silber habe ich keins, aber auch keine Illusionen über die Prüfungen, die noch über mich hereinbrechen werden. Ich bin aber auch der Meinung, dass Kinder eine tüchtige Dosis Auseinandersetzung, ohne Gewalt selbstverständlich, gut aushalten können. Sie brauchen das. Ist tatsächlich extrem wichtig, gerade auch, wenn es z. B. um die Verhinderung von Missbrauch geht: Wenn ein Kind Übung darin hat, sich zu wehren, sein eigenes Wollen und Nicht-Wollen zu argumentieren und auch einmal gegen den Druck der Erwachsenen durchzusetzen, lässt es sich vermutlich weniger leicht einschüchtern und zu Sachen zwingen, die ihm schaden. Natürlich sind wehrhafte Kinder anstrengend und enervierend, und es regt einen täglich auf, sich solchen Konflikten zu stellen. Aber man lernt daraus und wächst daran; und zwar auf beiden Seiten.

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