Es gibt ja eh die Festspiele!

Momentan scheitere ich ununterbrochen daran, die Dinge so zu sehen, wie es Politik und Wirtschaft immer wieder gerne hätten: isoliert.
Doris Knecht

Doris Knecht

Die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller schließt das Frauenhaus in Hallein. Warum? Die Auslastung stimmt nicht. Das Frauenhaus erfüllt die erwartete Quote an verprügelten Frauen und Kindern derzeit nicht, die Auslastung beträgt nur 80 Prozent. Und das Frauenhaus Salzburg, das ebenfalls 15-prozentige Kürzungen hinnehmen muss, sei ja nicht weit entfernt und könne die Frauen aufnehmen, die nun im Tennengau keine Zuflucht mehr finden. Auf dieser Argumentationsbasis könnte man zum Beispiel auch das Salzburger Landestheater zusperren, das 2009 eine Auslastung von nur 76 Prozent vorweisen konnte; mit dem Verweis, dass eh jedes Jahr Festspiele stattfinden, dass sollte doch kulturell reichen.

Das passiert zum Glück nicht, und ich will hier auf keinen Fall den Wert von Frauenhäusern gegen den Wert von Theatern aufwiegen: Aber es sagt halt schon ein bissl was darüber aus, welchen Stellenwert misshandelte Frauen und Kinder einnehmen. Und wo in Wirtschaftskrisenzeiten wie immer zuerst gespart wird: bei den eh schon Erniedrigten und Wehrlosen. Geprügelten Frauen und Kindern, Flüchtlingen. Und bei denen, die sich mit Engagement um sie kümmern. (Apropos Relation: Es ist mir einfach nicht möglich, in diesem Kontext nicht erneut die magischen drei Worte zu notieren. Hypo. Alpe. Adria. Und die dazugehörige Zahl: 450 Millionen Euro Steuergeld.) Momentan scheitere ich nämlich ununterbrochen daran, die Dinge so zu sehen, wie es Politik und Wirtschaft immer wieder gerne hätten: isoliert. In gar keinem Zusammenhang stehend. Leben wir nicht alle in einer Gesellschaft, in einem gemeinsamen Österreich? Doch. Aber es sind hier lang nicht alle gleich viel wert.

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