Es geht nur ums Gefühl

Wird das Leben irgendeines "richtigen" Österreichers besser, wenn man Flüchtlinge einsperrt?
Doris Knecht

Doris Knecht

In Vorarlberg haben sich die Bürger von Röthis gegen die Abschiebung einer gut integrierten Familie gewehrt: mit Erfolg. Das Video steht auf YouTube, und es macht Gänsehaut, wie diese Leute samt Bürgermeister sich im Morgengrauen vor diese Familie stellen und den Beamten, die ihre Arbeit tun wollen, in aller Ruhe klarmachen, dass sie das nicht zulassen werden.

Und vorgestern bekam ich eine Aussendung des Architektur-Büros Caramel. Caramel war eingeladen worden, am Wettbewerb für ein Schubhaftzentrum teilzunehmen. Und kam zum Schluss: Hier geht es um "ein Gefängnis für Menschen, die nichts verbrochen haben". In dem sie "einzig aus dem Grund, nicht in Österreich geboren zu sein, eingesperrt werden". Und Caramel fand für sich eine Antwort: Nein, da machen wir nicht mit. Wird das Leben irgendeines richtigen Österreichers besser, wenn man Flüchtlinge einsperrt? Oder wenn man an den Zogajs und anderen gut integrierten Familien ein Exempel statuiert? Ist es eine nachhaltige Genugtuung, wenn Recht über Humanität siegt? Und kann sich davon irgendjemand eine Wurstsemmel kaufen? Im Vergleich dazu der Assistenzeinsatz des Bundesheers: kostet 22 Millionen Euro zusätzlich, 19 (in Worten: neunzehn) illegale Einwanderer wurden aufgegriffen. Für 22 Millionen Euro, um die man sich viele Wurstsemmeln - oder anderes - kaufen könnte, die aber nur das subjektive Sicherheitsgefühl der Österreicher stärken. Viele haben das schon begriffen: Dass es hier nur ums Gefühl geht. Darum, dass die Österreicher sich besser fühlen. Nicht darum, dass es ihnen besser geht. Daran ändern ein paar abgeschobene Familien nämlich genau gar nichts.

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