Ein Mal im Jahr
Aus der ÖVP-Aussendung einer österreichischen Ortschaft: "Die Kandidatinnen für die Gemeinderatswahl 2010 laden herzlich ein zum Frauentag am Donnerstag den 11. März 2010 um 19 Uhr: So mache ich mehr aus meinem Typ." Muss man zum Tag der Frau mehr sagen? Ja: Auch wenn man den Frauentag nicht so gründlich missversteht, ist er trotzdem ein Irrtum. Der Frauentag gehört abgeschafft. Er ist kontraproduktiv. Ein Tag im Jahr: Trommelwirbel, Magazincover, TV-Talks. Frauengeschichten. Statistiken und Zahlen, die jedes Jahr wieder beweisen, dass all die Frauentage der letzten Jahrzehnte nichts bewirkt haben, dass es immer schlimmer, die Schere immer größer und das Leben am 9. März weitergehen wird wie zuvor. Wieder wird jede Quotenforderung, jeder Versuch, die Gleichstellung der Frauen in Österreich endlich Realität werden zu lassen, von den zuständigen Stellen aus pragmatischen, finanziellen und organisatorischen Gründen abgeblockt werden. Und die auch zu diesem Frauentag nicht beantwortete Frage, warum es z. B. keine einzige österreichische Uni-Rektorin gibt, wird man 364 Tage lang gar nicht mehr stellen. Ist halt so. Zudem impliziert so ein Tag der Frau, dass Frauen etwas Extraordinäres seien: wie eine seltene Spezies, die man sich im Zoo anschaut: Da schau, arm! - und jetzt zu Wichtigerem. Und genau das ist systemstabilisierend. Ein Mal im Jahr ein schlechtes Gewissen: das korrigiert nicht den Lauf der Dinge. Korrigierend wirken dagegen die Menschen, die Frauen, die das ganze Jahr dafür kämpfen, dass sich schritt-, ach: trippelweise doch etwas ändert und bessert. Der Frauentag tut das definitiv nicht.
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