Du bist schuld, Mama!

Manchmal darf man sich ein bisschen Klimawandel gönnen.
Doris Knecht

Doris Knecht

Seit Neuestem darf ich nicht mehr baden. Meine Kinder verbieten es mir. Mama, du machst Klimawandel! informieren mich hysterisch hochgetunte Kinderstimmen jedes Mal, wenn ich mir ein Bad einlasse. Du! bist! schuld!, Mama, wenn die armen Eisbären ertrinken!!! Oi, oi, oi. Einmal abgesehen davon, dass es den Eisbären nicht so viel auszumachen scheint, wenn meine Kinder ständig überall das Licht brennen lassen: Ich finde es großartig, wenn Kinder solche Dinge in der Volksschule lernen. Damit schon die Kurzen sensibilisiert werden für die Probleme des Planeten, auf dem sie leben. Damit sie Zusammenhänge zwischen global und privat begreifen lernen, und dass das, was sie im Kleinen tun, im Großen Spuren hinterlässt. Und es ist gut, dass sie mit ganz konkreten, kleinen Handlungsanleitungen ausgestattet werden, die ein bisschen dazu beitragen, dass die Probleme ein wenig überschaubarer werden. Auch der Nachbarsbub erzählt am Schulweg, dass seine Familie aus Klimaschutzgründen beschlossen hat, im heurigen Jahr 30 Prozent weniger Strom zu verbrauchen. Prima: Alle helfen mit, denn offenbar kommt es in immer mehr Köpfen an, dass es bei der Rettung der Erde nicht ohne gemeinsame Anstrengung geht. Aber auch deswegen stößt es mir ein bisschen sauer auf, dass meine Kinder aus Sorge um die Welt ihre Mutter sekkieren, während - das nur als Beispiel von vielen- rund um Kitzbühel mehr als 2000 Schneekanonen jede Nacht grüne Pisten beschneien. Und während es immer noch nicht verboten ist, in Winter-Gastgärten mit Heizpilzen die eisige Außenluft zu beheizen. Meine Kinder haben schon recht. Aber trotzdem werde ich mir heute Abend ein bisschen Klimawandel gönnen; ausnahmsweise.

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