Die Nummer 4 ist weg

Gut integriert - bei Nacht und Nebel deportiert
Doris Knecht

Doris Knecht

Bernard ist neun Jahre alt. Er spielt Fußball in einem kleinen Verein, so gut, dass er im Sommer ins LAZ Wr. Neustadt aufgenommen wäre. Wäre. Am 20. Februar rief er seinen Trainer an und sagte: "Trainer, ich komme jetzt ins Gefängnis! Dabei habe ich gar nichts getan."

Ins Gefängnis kam der Neunjährige trotzdem, nachdem er nachts aus seinem Zuhause in Muthmannsdorf abgeholt worden war: Er wurde mit seinen Eltern und Geschwistern in Schubhaft genommen und in den Kosovo abgeschoben, in ein zerstörtes Haus, an einen Ort, wo seine Eltern keine Arbeit haben, wo er niemanden kennt und keinen Fußballverein mehr hat. Etwas blieb zurück: viele verstörte Freunde und Teamkollegen von Bernard. Kinder, denen es Angst macht, dass ihr Freund, der nichts getan hat, plötzlich in der Nacht verhaftet und weggebracht wurde. Warum? Wo ist er? Kann mir das auch passieren? Und Eltern, die diese Fragen nicht zufriedenstellend beantworten können und von ihren Kindern angefleht werden, doch bitte etwas zu unternehmen. Sie unternahmen etwas. Sie gründeten die Internet-Plattform www.fussballverbindet.org . Und starteten eine Unterschriftenaktion, die schon von mehr als 5000 Menschen, darunter Helge Payer und Robert Palfrader, unterzeichnet wurde, die es untragbar finden, dass hier gut integrierte Familien bei Nacht und Nebel deportiert werden und es Gesetze gibt, die das ermöglichen. "Diese Behörden meinen, im Sinne aller Österreicher zu handeln. Aber das tun sie nicht", heißt es in der Petition. Die Zahl jener, die sagen, "In meinem Sinne nicht", wächst. Bernard ist weg. Sein Verein trainiert wieder. Aber die Nummer 4, Bernards Nummer, wird nicht vergeben.

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