Das geht zuverlässig vorbei

Man muss den Kindern ihre Prinzessinnenphasen zugestehen, sonst enden sie als Assistenten.
Doris Knecht

Doris Knecht

Mit Interesse die " Albtraum Rosa"-Geschichte im gestrigen KURIER gelesen. Eine britische Filmproduzentin hat eine Kampagne mit dem Titel "Pink stinks" losgetreten: Denn es käme, erfahre ich da, nur schwer von der "rosa Rolle" los, wer sich von klein auf nur mit Rosa umgibt. Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Die mir bekannten Mädchen spielen alle circa bis sechs, sieben, höchstens acht pink Prinzessin: dann dürfen ihre glücklichen Mütter schlagartig drei Viertel des Schrankinhalts ausräumen und alles, dass auch nur irgendwie rosa oder lila schimmert, schnurstracks an jene bedauernswerten Mütter weiterreichen, deren Töchter diese Phase noch nicht überwunden haben. (Und das Barbie-Zeug gleich mit dazu.) Aber überwinden tun es alle kleinen Mädchen, die ich kenne - was aber möglicherweise auch damit zusammenhängt, dass deren Mütter durchwegs Lichtjahre entfernt von einem Prinzessinnendasein samt dazu passender Ausstattung leben. In Edward St. Aubyns wunderbar moderner Familienstudie "Muttermilch" (Dumont) unterhalten sich Eltern an einer Stelle darüber, was man tun muss, um aus Kindern erfolgreiche Menschen zu machen, und eine Mutter meint: "Wenn du willst, dass deine Kinder Fernsehproduzenten oder Vorstandsmitglieder werden, bringt es nichts, ihre kleinen Köpfe mit Vorstellungen von Vertrauen, Wahrheitsliebe und Verlässlichkeit zu füllen. Dann werden sie nämlich als Assistenten enden." Was zeigt, wie schwierig es ist, Kinder richtig zu erziehen und ihre Entwicklung angemessen zu fördern. Trotzdem; ich glaube, dass Liebe, Vertrauen und verlässliche Strukturen für Kinder das Beste sind: plus die Chance, ihre Prinzessinnenphasen ausleben zu dürfen. Auch wenn ihre Mütter die Farbe Rosa noch so zum Würgen finden.

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