Betr.: Postbus, Pathos und Prosit

Nachtrag und Neujahrswünsche
Doris Knecht

Doris Knecht

Bevor ich mich hier inbrünstig in eine pathetische Eloge auf die Nullerjahre werfe und das neue Jahrzehnt in ein euphorisch-optimistisches Visier nehme, noch ein kurzer Nachtrag zur gestrigen Kolumne. In der wies ein Postbusfahrer Sechs- und Siebenjährige, die ihre Freifahr-Ausweise vergessen hatten, bei Minusgraden aus dem Bus.

Ein paar Leser fanden, die Eltern hätten bitte dafür zu sorgen, dass die Kinder ihre Ausweise dabei haben: der Busfahrer habe zu Recht ein Exempel statuiert. Abgesehen davon, dass ich mich schon frage, wie es jemandem geht, der es richtig findet, sechsjährige Mädchen schutzlos auf der Straße ihrem Schicksal zu überlassen: Es besteht ein Beförderungsvertrag zwischen den Kindern - vertreten durch ihre Eltern - und der ÖBB-Postbus-GmbH. Diese Kinder fahren ja immer mit dem Postbus. Und der Busfahrer ist für die Kinder, die er befördert, mitverantwortlich - auch wenn ihnen etwas passiert, weil er die Beförderung verweigert. In Deutschland wurden zwei Kontrolleure suspendiert, die eine 12-jährige Schülerin an einer Station aus der S-Bahn wiesen, weil sie falsch gestempelt hatte. Die Deutsche Bahn entschuldigte sich: Es gebe eine strikte Anweisung, dass Minderjährige nicht aus Zügen geworfen werden dürften. Derlei fehlt bei den ÖBB offenbar. Und jetzt zum Pathos: geschafft! Das Jahr; das Jahrzehnt. Was sich, da es das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war, irgendwie gewichtiger anfühlt als sonst. Wo war man nochmal zu Millennium? Wer war man zu Millennium? Und wer ist man geworden in diesen letzten zehn Jahren? Jetzt jedenfalls: auf ins neue Jahr! Prosit und alles: Möge 2010, Leserinnen und Leser, ein schönes, befriedigendes Jahr für Sie werden.

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