Aggressive Publikumsvertreibung

"Im Zentrum": Frauen unerwünscht, weiterzappen garantiert
Doris Knecht

Doris Knecht

Auf der Suche nach gutem TV stieß ich am Sonntag irrtümlich auf "Im Zentrum". Kurz hineingeschaut, viele rechte Herren erblickt, die über ihre Probleme mit sich selbst und untereinander redeten, und gleich erkannt: Ah, der ORF will mich nicht. Folgsam weitergezappt und dann aufgegeben, ich habe ja eh gerade ein großartiges Buch in Lektüre: Edward St. Aubyns "Muttermilch", wo es zwar ebenfalls um Männerprobleme geht, aber um solche, die mich interessieren.

Warum macht sich der ORF die Mühe, eine teure Sendung auszustrahlen, deren mittlerweile einziges Ziel die aggressive Publikumsvertreibung zu sein scheint? Baba! Alle! Vor allem: Pfiat eich die Madln! Braucht's ja nicht. Ein paar "Im Zentrum"-Ankündigungen der letzten Monate: "Sonderfall Kärnten: Haiders Erben auf dem Weg in die Sackgasse? Es diskutieren u. a. der Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler (BZÖ), Wirtschaftsexperte Gottfried Haber und Christian Rainer (Profil )". Oder: "Über die aktuellen Turbulenzen bei der AUA diskutieren Niki Lauda (angefragt), Flugunternehmer, Alfred Junghans, AUA-Betriebsrat und ÖIAG-Aufsichtsrat, Mario Rehulka, der ehem. AUA-Vorstand und Präsident des Österr. Luftfahrtverbandes, Kurt Hofmann, Luftfahrtexperte, Hans Schmid, ehem. AUA-Aktionär." Oder: "Österreichs Wirtschaft bricht ein - leichte Hoffnung erst für 2010. Es diskutieren Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts Karl Aiginger und Johannes Kopf (AMS)." Wecken Sie mich bitte morgen um 6 Uhr 20. Oder ich schalte um auf den "Columbo" am Einser. Sogar der ist zuverlässig spannender als "Im Zentrum".

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