Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen
Ina Lange

Ina Lange

So fühlt sich also ein hilfloser Käfer auf dem Rücken, nur dass ich mich freiwillig in diese Situation begeben habe.

von Ina Lange

über ihre Leistungsdiagnose

“So, jetzt bitte auf den Boden legen. Die Hände in Höhe des Kinns in Oberarmlänge entfernt neben dem Kopf ablegen und die Zehenspitzen auf den Boden. Und jetzt hochdrücken.” Nichts rührt sich. “Wie hochdrücken?”, frage ich unsicher. “So wie beim Liegestütz, einfach vom Boden wegdrücken.” Einfach finde ich daran gar nichts und außer ein paar hilfloser Zuckungen bewegt sich nichts, keine Chance. So fühlt sich also ein hilfloser Käfer auf dem Rücken, nur dass ich mich freiwillig in diese Situation begeben habe. Aber ich beginne am besten am Anfang: Dienstag Mittag machte ich auf den Weg ins Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (kurz IMSB), nervös und aufgeregt, was mich wohl erwarten und vor allem, was die Test wohl ergeben würden. Die Krankheit hatte sich zum Glück - bis auf etwas Restschnupfen - verzogen, es gab also keine Ausrede mehr und ich stellte mich den Aufgaben, die die anderen beiden Marathon-Blogger bereits letzte Woche absolviert haben.

Zu Beginn stand Körperfettvermessung auf dem Plan und brachte schwarz auf weiß ans Licht, was mit Kleidung nicht so auffällt: “Etwas mehr Muskeln könnten es schon sein.” Abnehmen soll ich zwar nicht, aber Umwandlung von Körperfett in Muskelmasse wäre nicht schlecht. Nun ja, keine große Überraschung.

Nachdem ich also theoretisch über die fehlenden Muskeln aufgeklärt wurde, stellte ich das ganze auch gleich praktisch bei der Physiotherapeutin unter Beweis. Zum Glück machte ich nicht bei allen Aufgaben so eine schlechte Figur, wie bei der oben beschriebenen, aber Balance und Kraft ist eindeutig keine Stärke von mir. “Manche der Übungen sind aber auch absichtlich etwas schwerer”, versuchte mich die Physiotherapeutin aufzubauen, ohne Erfolg. Mit schon leicht hängendem Kopf machte ich mich anschließend auf den Weg zur Ärztin und zur Gesundenuntersuchung. Ergebnis: Ich bin für Sport geeignet und gesund, in meiner derzeitigen Verfassung könnte ich jedoch keinen Marathon ohne gesundheitliche Schäden laufen ( Halbmarathon geht aber in Ordnung) und die Hüfte. Jaja, die Hüfte. Eigentlich habe ich mir über meine Hüfte noch keine Gedanken gemacht, aber scheinbar sollte ich diese mit Balance- und Kraftübungen stärken. Welche Frau hört schon gern, dass sie ihre Hüfte stärken sollte? Doch damit sind ja mal wieder Muskeln und nicht Fett gemeint - zweiteres würde mir sicher leichter fallen. Nach EKG, Herumdrücken und Schieben an Knie und Füßen, Lungenfunktionstest und anderen Untersuchungen kam der Teil vor dem ich am meisten Angst hatte: Belastungs-EKG. Also rauf aufs Ergometer und treten. “Sonst fahren Sie wohl nie auf einem Fahrrad oder Ergometer, oder?” Der Kopf wanderte noch weiter nach unten, ist das so offensichtlich? 5 Minuten und meine Oberschenkel brannten bereits vor Schmerzen, obwohl noch kein Schweiß floss. Mir wurde schnell klar, dass ich das nicht lange durchhalten würde und somit meine Befürchtungen wahr werden. “Noch ein bisschen, noch 30 Sekunden.” Die letzten Kräfte wurden mobilisiert, dann ging es wirklich nicht mehr. Trotz gefühlter miserabler Leistung steht im Abschlussbericht allerdings was von normaler Leistung, doch nicht unterdurchschnittlich schlecht.

Jetzt kenne ich also meine Schwachstellen und habe zwei Tage Zeit mein angekratzes Ego wieder aufzubauen, bis der Test auf dem Laufband mit Laktat-Messung die nächsten Schwachstellen ans Licht bringt.

Und zum Abschluss habe ich noch eine Bitte an Sie, liebe Leserinnen und Leser: während ich jetzt Kraftübungen mache, könnten Sie in der Zwischenzeit bitte irgendwas gegen die Kälte da draußen unternehmen? Langsam reicht es mir nämlich bei Schnee und Kälte laufen zu gehen.

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