Welt-Reise, Tag 77 - Großbritannien

Welt-Reise, Tag 77 - Großbritannien
Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Das Geschäft mit Nike

Nike Town an der Ecke Oxford Street, Regent Street - eine Stadt in der Stadt. Nicht nur der größte Laden des US-Sportartikelkonzerns weltweit, inzwischen auch seine mit Abstand wichtigste Adresse. Ein Labor für seine Marketingprofis: Was hier von den Kunden gut angenommen wird, hat Chance, hinaus in die Welt und irgendwann auch einmal nach Österreich zu gelangen. Das Gleiche gilt für die Shop-Ausstattung. "Die wird zu hundert Prozent in Österreich produziert", betont Roman Fußthaler, der in UK die Firmengruppe Umdasch vertritt. Das Amstettener Unternehmen zählt heute zu den größten Ladenbauern Europas. In London stattet man unter anderem das bekannte Kaufhaus Harrod's entsprechend aus, ebenso die Marken Ralph Lauren, Gant, Mulberry, Esprit sowie Abercrombie & Fitch. Bekannteste Kunden in Österreich: Kastner & Öhler, Intersport Eybl, Blue Tomato. Die schnellen Beats aus den Lautsprechern, die in Nike Town wie belastete Herzen von schnellen Läufern schlagen, prallen ebenso schnell von den rustikal wirkenden Holzwänden zurück. Der Innenausbau-Ingenieur aus Purgstall bei Scheibbs lächelt. "Das waren früher Fußböden - in Turnsälen im Mostviertel." Er selbst ist hier am Puls der Sportartikelindustrie. Leitet alle Ideen, welche die Kreativen von Nike an ihn herantragen, an seine Kollegen in Amstetten weiter. Und die schaffen dann binnen kürzester Zeit das scheinbar Unmögliche. Vorgefertigt kommen die Shop-Teile dann nach London, wo sie von den 15 Umdasch-Mitarbeitern - im ständigen Wettrennen mit der Zeit - montiert werden. Das Kalkül dabei ist sonnenklar: Nike will, darf keine Zeit verlieren. Im Moment wird auch hier die Nachhaltigkeit groß geschrieben. Nach all den Jahren, in denen Sportschuhe als reine Wegwerfprodukte gehandelt wurden. Doch auch die Lauf-Kundschaft ist kritischer geworden. Daher auch das wiederverwertete Holz aus dem Mostviertel. Das Erfolgsrezept seiner Firma beschreibt Fußthaler so: "Wir arbeiten wie ein gut aufgestelltes Fußballteam. Jeder macht das, was er am Besten kann." Nike Town ist für den Niederösterreicher auch ein Prüfstein: "Wenn wir das hier gut hinbekommen, wenn wir hier alle Baugenehmigungen bekommen, dann trauen wir uns auch zu, so ein Haus in Sankt Pölten zu bauen." Er ist bereits seit zehn Jahren im Geschäft. Ist seither gefordert wie ein Marathonläufer, der zwischendurch öfters zum Sprint ansetzen muss. Mag die Arbeit mit den Profis der Vermarktung noch so spannend sein, genau darin liegt auch die Anstrengung. Der Rastlose sagt: "Das ist hier ein reines Projektgeschäft. Wir sind getrieben vom Kunden. Definieren uns durch die Qualität in der Zeit." Bisher mit Erfolg: Vor sechs Jahren haben seine Kollegen die erste Abteilung umgebaut. "Inzwischen jede Abteilung zwei Mal." Wie hoch das Tempo in London sein muss, geht aus folgender Beobachtung des Geschäftsführers hervor: "Wenn ich wieder einmal heim nach Purgstall komme, dann habe ich das Gefühl, dass die Welt stehen geblieben ist."

Mahlzeit im Museum

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Das Restaurant im British Museum in der City of London ist eine Herausforderung für Köche und Kellner: Hier müssen Touristen aus aller Welt ebenso zufrieden gestellt werden wie alteingesessene Londoner Geschäftsleute. Das Restaurant wird von Do & Co geführt. Österreichische Küche, österreichischer Charme - das funktioniert überall auf der Welt. Betont Christian Stiegler, der junge Restaurantleiter. Er weiß, wie er seine Kunden und Mitarbeiter einkochen kann: "Es ist halt schon einfacher, wenn man ein bisserl einen Schmäh hat." An einem guten Tag kommen 30.000 Besucher in das weltbekannte Museum - auch eine Herausforderung für die zwanzig Mitarbeiter von Do & Co. Ihr Chef hat vor dem Abstecher nach London in Wien im Haas-Haus und in der Albertina gearbeitet. Daher kann auch er sagen: "Hier haben die Leute viel weniger Zeit als in Österreich." In der Schnelligkeit und in der Abwechslung erkennt er seine Herausforderung: "In dieser Firma erfinden wir uns ständig neu. Heuer machen wir unter anderem noch exklusiv das Catering für den Grand Prix in Silverstone und für das Finale der Champions League im Londoner Wembley-Stadion."

Alles unter Dach und Fach

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Das neue Dach vom British Museum, eine ausgeklügelte Stahl-Glas-Konstruktion, war eine besondere Herausforderung für die Ingenieure von Waagner-Biró. Wenn Johann Sischka, der Boss der Steel and Glas Division, über freischwebende Flächen zu erzählen bzw. zu schwärmen beginnt, dann reicht ein Mittagessen bei Do & Co nie und nimmer aus. Die Augen des erfahrenen Bauingenieurs aus Waidhofen an der Thaya leuchten, wenn er spannungsgeladen erzählt, wie man die Segel im Sony-Center in Berlin, die Kuppel des Berliner Reichstags oder auch das Glasdach des British Museum gebaut und dann installiert hat. Und irgendwie wird man dabei den Verdacht nicht los: Seit viel Jahren versucht der englische Stararchitekt Sir Norman Foster, ein Gebäude aufs Papier zu zaubern, wo Sischka und seine Leute passen müssen: "Sorry Sir, jetzt haben sie es endlich geschafft. Diesen Plan können wir wirklich nicht umsetzen." Doch bisher haben sie ihm den Gefallen nicht gemacht: "Bei der Berliner Reichstagskuppel hat Foster zu mir gesagt, dass er sich selbst nicht sicher war, ob sein Konzept wirklich funktionieren wird. Ich war dort Bauleiter. Das hat mich sehr aufgebaut." Eine besondere Aufgabe war auch die moderne Dach-Konstruktion für das British Museum. Sie besteht aus 3312 Glasteilen und 4878 Stahlstäben. Sischka blickt kurz nach oben, erklärt dann stolz: "Wir haben das mit einem eigenen Computerprogramm geplant, die Glasteile und Stäbe mussten wie bei einem Puzzle eingesetzt werden. Die Schwierigkeit bestand darin, dass kein Stück wie das andere ist." Der Projektleiter kann heute auf 26 Jahre Erfahrung bauen: "Man muss verstehen, was der Architekt eigentlich sagen will. Doch das steht nicht zu hundert Prozent auf seinen Planzeichnungen drauf." Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Architekt zu den Ingenieuren von Waagner-Biró gesagt hat, dass seine Arbeit durch ihre Einwände besser geworden ist. Auch nicht ganz schlecht: Die Auftragsbücher der mehr als 150 Jahre alten Firma sind nach der Wirtschaftskrise wieder voll. Man baut derzeit in Berlin und in Baku, in Kuwait und auch in Damaskus.

Ein Königreich für einen ...

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... Wirtschaftsdelegierten. Georg Karabaczek ist seit zweieinhalb Jahren der "Wirtschaftsdelegierte für das Königreich". Der sagt gleich zu Beginn: "Österreichische Firmen haben hier immer eine Chance, dann, wenn sie in eine Nische mit guter Qualität reinkommen." Am 77. Tag dieser Weltreise nicht mehr sehr originell sein zweiter Satz: "Absolut die wichtigste Branche aus österreichischer Sicht ist der Maschinen- und Anlagenbau." Besonders gefragt sind österreichische Technologien für nachhaltiges Bauen und erneuerbare Energien: "Die Engländer selbst sagen uns, dass sie in diesem Bereich einen Nachholbedarf von 15 Jahren haben." Der Markt sei hier gewaltig. Karabaczek muss allerdings gleich einschränken: "Niemand wartet hier auf uns. Daher wäre so manche österreichische Firma gut beraten, ihre Marketingaktivitäten zu intensivieren. Der englische Markt ist nicht der einfachste. Man muss hier hartnäckig bleiben. Wenn ein Engländer Nein sagt, muss das nicht unbedingt Nein bedeuten. Man darf sich auch nicht ärgern, wenn wieder einmal eine Anfrage nicht beantwortet wird. Das ist normal." Dabei könne man durchaus auf dem guten Ruf, den Österreich in der britischen Geschäftswelt genießt, aufbauen: "Jeder war schon einmal Skifahren bei uns. Geschätzt wird auch die gute Qualität zu einem guten Preis. Das gute Engineering und die Verlässlichkeit der österreichischen Unternehmen."

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.

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