Welt-Reise, Tag 67 - Schweden

Welt-Reise, Tag 67 - Schweden
Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Flug 2N 252

Es begrüßt der einzige Steward, der gleichzeitig der zweite Pilot ist. Und es brummen die Motoren. Kaffee steht bereit. In einer Kanne auf Sitz 1A. Selbstbedienung. Denn der Steward entschuldigt sich jetzt, er muss jetzt fliegen. Freier Blick ins Cockpit: Die Beachcraft 1900 D wird ohne Hightech zum Abheben gebracht. Es lebe die Luftfahrt! Es lebe auch der zweite Pilot, denn der ist die Ruhe in Person. Unter den Fluggästen indes: vier Schweden, vier Österreicher und zwei Chinesen. Wo immer die hinwollen. Vermutlich wieder einmal den Schweden bei der Arbeit über die Schultern schauen. Der Flug 2N 252 der Fluglinie Next Jet führt von Stockholm nach Westen. Über Winternebel, Wälder, Seen, Schneefelder, viel Eis und Schnee. Auf dem Flygplats von Hagfors warten sie schon auf den Flieger. Eine Dame am Schalter, ein Beauftragter für die Sicherheit und ein einsamer Zaungast. Sehenswert ist auch das Förderband für das Gepäck, es ist gerade einmal eineinhalb Meter lang. Die Beachcraft wird noch schnell aufgetankt. Dann fliegt sie zu ihrer nächsten Station - mit einem Passagier!

Das Kapfenberg des Nordens

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Uddeholm. Dieser Namen fällt in der österreichischen Wirtschaftsberichterstattung öfters - immer in Verbindung mit Böhler und der Schwerindustrie in der steirischen Mur-Mürz-Furche. Dabei liegt diese kleine Ortschaft (Tätort, wie die Schweden auch sagen) sehr weit nördlich vom Semmering, in der Provinz Värmsland län, im großen schwedischen Wald, eine Flugstunde westlich von der Hauptstadt Stockholm, am Fluss Klarälven. Man könnte auch sagen: wo sich die Bären "Gute Nacht" sagen. Als Gründer Uddeholms gilt der Fabrikant Bengt Gustav Geijer der Ältere. Er hat ab 1720 zwischen den Seen Hagforssjön und Radasjön eine Eisenhütte und einen Hammerbetrieb eingerichtet, um lokales Eisenerz mit Holzkohle zu verhütten. Seinen Schmelzofen hat er mit Wasserkraft angetrieben und darin Schmiedeeisen produziert. Die Anfänge der lokalen Industriegeschichte wird hier ebenso stolz erzählt wie in der Steiermark die Geschichte der Kapfenberger. Uddeholm zählt heute laut amtlicher Statistik 763 Einwohner. Was bedeutet, dass auf einen Quadratkilometer gerade einmal fünf Menschen kommen. Die meisten haben Arbeit im Werk.

"Weil man hier auf Qualität schaut"

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Der Empfang war damals nicht freundlich. Aber das ist verständlich: Die steirischen Kollegen hätten auch keine Freude gehabt, wäre es umgekehrt gekommen. Faktum ist, dass Böhler im Jahr 1991 - inmitten einer weltweiten Strukturkrise der Stahlindustrie - Uddeholm gekauft hat. Der Empfang ist heute weitaus freundlicher. Auch das ist verständlich: Christian Schreiner leitet heute das Vertriebsbüro der Voest Alpine in Stockholm. Und damit ist er ein Kollege, theoretisch auch ein hilfreicher Partner für die Uddeholmer. Seit 1. Juli 2007 sind nämlich auch sie Teil des großen VA-Konzerns. Lange zuvor wurden die Animositäten beendet, weil Schweden und Österreicher schnell bemerkt haben, dass sie im internationalen Wettbewerb nur überleben können, wenn sie zusammen arbeiten. Christian Schreiner lässt sich heute das Uddeholm-Werk zeigen. Der 30-jährige Managing Director hat an der Universität in Linz Betriebswirtschaftslehre studiert. Fünf Jahre lang hat er dann in einem technischen Büro der Voest Alpine in Linz das Einmaleins des modernen Verkaufs gelernt, seit September des Vorjahrs leitet er die Vertriebsbüros in Stockholm und Kopenhagen. Theoretisch kann man dort alles bestellen, was im Konzern produziert wird. In der Praxis werden in erster Linie die weltweit einzigartigen Schienen (speziell gehärtet, 120 m lang), Profile sowie Flachstahl speziell für die Autoindustrie vertrieben. "Wir sind weiterhin stark bei Volvo involviert", berichtet Schreiner. Denn auch der neue chinesische Eigentümer lege auf Qualität großen Wert. Auch insgesamt ist man nach dem Einbruch der weltweiten Wirtschaft in Skandinavien wieder gut unterwegs. Ein prognostiziertes Umsatzplus von 25 Prozent dürfte dafür ein klarer Beleg sein.

XXX Lutz versus IKEA

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Maschinen- und Anlagenbau. Man hätte darauf wetten können. Und man hätte die Wette gewonnen. Auch der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Stockholm, Peter Sedlmayer, kommt nicht darum herum, diese drei Wörter in den Mund zu nehmen. Denn auch in Schweden sind österreichische Firmen, die Maschinen und Anlagen bauen, hoch im Kurs. Mögen Maschinen und Anlagen weniger Sex als Swarovski-Kristalle, Wolford-Unterwäsche oder Red-Bull-Dosen haben, ihnen verdankt die Republik Österreich heute einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Reichtums. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Schweden und Österreich haben sich seit den 1990er-Jahren in beide Richtungen positiv entwickelt, weiß Sedlmayer, der seit bald sechs Jahren in Schweden arbeitet. Durch die weltweite Krise sind die Exporte 2009 auf beiden Seiten um fast ein Drittel eingebrochen, 2010 haben zumindest die österreichischen Exporteure wieder deutlich (fast dreißig Prozent) dazu gewonnen. Auch die Exporteure im Bereich Erneuerbare Energien machen in Schweden gute Geschäfte. Vor allem Biomasse und Wasserkraft gewinnen hier weiter an Bedeutung. Zudem gefragt: Urban Technologies sowie hochqualitative Lebensmittel. Highlights aus österreichischer Perspektive auch: Die Bahntechniker der Vorarlberger Firma Rhomberg konnten vor Kurzem die Trasse für den knapp 13 km langen Eisenbahn-Tunnel unter der südschwedischen Stadt Malmö fertig stellen (Auftragsvolumen 11,5 Millionen €). Ebenfalls in Malmö eröffneten indes oberösterreichische Möbelhändler mit großem Tamtam ihr erstes Outlet. Die mutigen Zuwanderer werden von der schwedischen Öffentlichkeit weiterhin auf Schritt und Tritt beobachtet, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich mit ihrem XXXLutz in einem ehemaligen Store vom Lokalmatador IKEA eingenistet haben.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.

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