Welt-Reise, Tag 40 - Singapur

Welt-Reise, Tag 40 - Singapur
Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Sonne für die Schule

Heute lässt ihn das Wetter ein bisserl im Regen stehen. Lieber hätte Peter-Jürgen Husnik die neue Solaranlage auf dem Dach der internationalen Schule bei Sonnenschein präsentiert. Doch manchmal, speziell in der Monsunzeit, kann man es sich halt nicht aussuchen. Die Anlage im "United World College South East Asia", das sich in der Nähe des Flughafens befindet und im Mai eröffnet werden soll, ist aber auch bei Regen beeindruckend: Mit der Energie, welche die mehr als 300 Sonnen-Kollektoren (3900 m² Kollektorenfläche) erzeugen, kann das Schulgebäude gekühlt bzw. geheizt und zusätzlich das Wasser zur Gänze gewärmt werden. "Das ist die derzeit weltgrößte Solaranlage zur Klima- und Warmwasser-Versorgung", erklärt der technisch versierte Kaufmann aus Linz. Und es ist sein zweites großes Referenz-Projekt, das weitere Großaufträge möglich machen sollte. Zuvor hat Husnik den Chinesen bereits eine Anlage für das olympische Dorf der Segler in Qingdao verkauft. Seine 70 Jahre sieht man ihm nicht an, seine 35 Jahre Erfahrung im Ausland hört man hingegen in den Gesprächen mit den Ingenieuren der chinesischen Baufirma heraus. Der ehemalige Voestler und seine Kollektoren sind ein Paradebeispiel, wie Österreich im Export erfolgreich sein kann. Die Kollektoren kommen eigentlich von der Firma Solid. Die hat ihren Sitz in der Grazer Puchstraße. Erzeugt ein Weltklasse-Produkt. Hatte aber bisher wenig Erfahrung mit dem Welthandel. In der Person des umtriebigen Linzer Ingenieurs haben die Grazer offensichtlich einen idealen Partner gefunden. So können sie weiterhin in aller Ruhe in Graz tüfteln, während der rüstige Senior der Welt, wenigstens der asiatischen, einen Haxn ausreißt.

Danke, Yussoff Bin Abdul Wahab!

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Wenn bei uns einer Yussoff Bin Abdul Wahab heißt, dann tritt man automatisch einen Schritt zurück. Weil sicher ist sicher. Man weiß ja nie. Wenn in Singapur einer Yussoff Bin Abdul Wahab heißt, dann bleibt er mit seinem Wagen an der Vorstadt-Kreuzung stehen, kurbelt das Fenster runter und erklärt: "Sorry, Gentlemen, hier wird euch niemals ein Taxi mitnehmen. Aber wenn ihr wollt, dann steigt bei mir ein." Und dann bringt uns Herr Yussoff Bin Abdul Wahab nicht nur in die Stadt, sondern punktgenau zu unserem nächsten Termin. Vor dem Freitagsgebet sei für ihn noch ausreichend Zeit, erklärt er, warum er zwei Fremde in sein Auto einsteigen lässt und dann quer durch Singapur kutschiert. Am Ende sagen wir gleich mehrmals Danke. Yussoff Bin Abdul Wahab will kein Geld für das Mitnehmen nehmen. Er bittet nur, dass wir ihn in unser Gebet einschließen sollen. Wir nicken. Und sind uns dennoch nicht ganz sicher, ob wir - wieder daheim - einen Bruder von Yussoff Bin Abdul Wahab ohne Weiteres in unseren Wagen einsteigen ließen. By the way, Autofahren ist in Singapur ein teures Vergnügen: Ein Neuwagen, sagen wir in der Passatklasse, kostet hier mehr als 50.000 €, Tendenz zuletzt weiter stark steigend. Dazu kommt die Anmeldung, die man ersteigern muss und in manchen Monaten zusätzlich 20.000 € kostet. Ist das Auto erst einmal auf der Straße, gesellen sich pro Jahr gut 1500 € für die Straßenbenützung hinzu. Immerhin, der Sprit kostet nicht mehr als in Österreich, und die Versicherung ist deutlich billiger.

Kein reiner Theoretiker

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Oskar Sigl, der Direktor des Singapur-Büros von Geoconsult, steht genau dort, wo der Singapore River ins offene Meer mündet. Auf einer Atem beraubenden Baustelle. Unter dem Flussbett wird im Moment ein Tunnel für die neue Autobahn gegraben. Damit die unterirdische Straße im Trockenen gebaut werden kann wird das Flusswasser bis über die Flußmitte provisorisch umgeleitet. Die Salzburger Firma Geoconsult ist auch in dieses Mega-Projekt involviert. Und das ist eine kleine Sensation. Denn in ihrem Metier schwimmt der 400-Mitarbeiter-Betrieb (Ingenieure, technische Zeichner, Geologen, davon 55 in Singapur) wie ein kleiner Fisch im großen Meer. Regelmäßig misst man sich in Asien mit bis zu 50.000 Mann starken englischen, amerikanischen und australischen Planungsbüros. "Es gibt hier ausreichend Arbeit", erklärt Sigl. "Aber man muss dieser Arbeit auch ständig nachlaufen." Von zehn Ausschreibungen, an denen er sich beteiligt, gewinnt er eine oder zwei. Diese Aufträge gehen dann allerdings gleich einmal in die Millionen. Vor allem beim hurtigen U-Bahn-Bau in Singapur konnte der Geoconsulter zuletzt einiges einfahren, und sein Team konnte sich auch ordentlich in Szene setzen. Wodurch neue interessante Aufträge erwachsen sind. In Australien, in Hongkong und in Indien. Der 52-jährige Oberösterreicher hat an der Technischen Universität in Graz studiert und an der Montanuniversität in Leoben sein Doktorat gemacht. Er arbeitet seit 15 Jahren für Geoconsult in Singapur. Es gibt wohl Wenige auf der Welt, die im Bereich Tunnelbau derart viel theoretisches und praktisches Wissen gesammelt haben. Sigl ist aber nicht nur ein perfekt ausgebildeter Bauingenieur, er ist auch ein guter Kommunikator. Wenn er über die Baustelle der künftigen Marina Costal Expressroad geht, dann kann er mit allen. Von den hochrangigen Ingenieuren der Baufirmen bis hin zum Hilfsarbeiter, der den Ein- und Ausgang auf dem Baulos überwacht. Der Direktor sagt am Ende: "Man muss nur, wenn es wirklich darauf ankommt, hart sein können."

Hanswurst am Äquator

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Er bezeichnet sich selbst als letzter Würstelstandler vor dem Äquator, und er posiert auch gerne für Fotografen: Erich Sollböck, ein gelernter Koch aus der Marktgemeinde Gresten im niederösterreichischen Erlauftal. Damit er als Europäer in jenem Chinatown, in das man die Touristen scharenweise lockt, auf sich aufmerksam machen kann, verwendet Sollböck seine laute Stimme, und manchmal auch eine Kuhglocke. Die Käsekrainer verdient unseren Respekt. Noch dazu, weil sie von einem deutschen Metzger geliefert wird. Dass es kein 16er-Blech gibt, darüber sieht man nur 137 km nördlich vom Äquator gerne hinweg. Dass Currywurst ebenso angeboten wird, na gut, soll auch sein. Sollböck versucht sich in Singapur jedenfalls als Österreicher mit deutscher Qualitätsware anzubieten. Und der Erfolg gibt ihm Recht. In einer guten Stunde will er 60 Würste (auch Frankfurter und Bratwürstel) verkaufen. Die Kunden mögen ihn. Und das ist wohl auch gut fürs Geschäft. Vor seinem Stand durchmischen sich Chinesen mit Menschen von nördlich des Weißwurst-Äquators, und Burgenländer mit Steirern. Der Standler hat nach der Lehre als Koch bald einmal auf dem Schiff begonnen. Vier Jahre als Schiffskoch haben ihn deutlich geprägt. Er war anschließend Hotelkoch in den ebenso fremden Welten von Hannover, China, Malaysia, Indonesien und den Philippinen. Seit 2004 führt er in Singapur "Erichs Wurstelstand". Und er trifft hier nach eigenen Angaben in einem Quartal mehr Österreicher als Gresten Einwohner hat (2016 sind es nach Stand der letzten Volkszählung).

Schala-lalala!

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Josef Palme bringt heute nichts mehr so schnell aus der Ruhe. Der 53-jährige Amstettener arbeitet seit 32 Jahren als Ingenieur auf Baustellen. Und er arbeitet für eine der erfolgreichsten Unternehmen Österreichs. Die Doka, eine Tochter der Umdasch-Gruppe, hat im Jahr 2008 eine Milliarde € Umsatz erwirtschaftet. Und konnte sich - Schala-lalala! - im krisenhaften Vorjahr zum Weltmarkt-Führer in der Branche der System-Schaler entwickeln. "Wir erzeugen in unserem Werk in Amstetten die Schalungen, in die dann der Beton eingegossen wird", erklärt Palme. Auf allen fünf Kontinenten ist die Doka mit ihren mittlerweile 7000 Mitarbeitern vertreten. Der Bauingenieur ist seit bald zwei Jahren für das Büro in Singapur verantwortlich. Und kann hier ebenso schöne Erfolge erzielen. Derzeit ist man vor allem beim Bau des Tower 3 des Marina Bay Financial Centers involviert. Nebenbei werden auch die Nachbarstaaten Malaysia, Indonesien sowie die Philippinen verschalt. Weniger gern erinnert sich der weitgereiste Schalungstechniker an seine Zeit als Kriegsflüchtling zurück. Es war am 2. August 1980, und er war schon damals für seine Firma in Kuwait sehr erfolgreich, als dem Iraker Saddam Hussein einfiel, seine Nachbarn einmal schnell zu überfallen. "Das Glück war, dass wir damals gerade auf Heimaturlaub waren." Das Pech war: Die Invasoren haben nichts übrig gelassen von den Habseligkeiten der Familie Palme. Die Wohnung geplündert, auch seine geliebte Schallplattensammlung, beide Autos weg. Die Schallplattensammlung hat er dem Saddam bis zum Schluss nicht vergeben. Was ihn nachhaltig ebenso beschäftigt hat: Das vorläufige Ende einer tollen Auslandskarriere. Doch einer wie Josef Palme lässt sich nicht so leicht aus der Bahn werfen. Hat er halt sein Haus in Amstetten fertig gebaut, und bei Mayreder sieben Jahre auf der anderen Seite der Baustelle wertvolle Erfahrungen gesammelt. Die Arbeit im Ausland prägt. Sagt er. Doch nicht jede Erfahrung sei rein positiv. Apropos: Halbzeit auf dieser Weltreise. Schala-lalala! Am Montagabend melden wir uns dann aus Bangkok.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.

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