Welt-Reise, Tag 21 - Vereinigte Arabische Emirate

Welt-Reise, Tag 21 - Vereinigte Arabische Emirate
Zwei KURIER-Reporter reisen in 80 Arbeitstagen um die Welt. Und berichten von unterwegs über erfolgreiche österreichische Exporteure

Wahre Heldinnen

Back to Work Breakfast, 2011. Wenn Doktor Wolfgang Penzias in seine repräsentative Residenz mit direktem Blick aufs Meer lädt, kommen sie alle: Die Österreicher, die in Abu Dhabi und in Dubai Geschäfte machen. Penzias ist seit vier Jahren der Handelsdelegierte in der Golfregion. Und er kennt hier nicht nur die Österreicher. Der 61-jährige Wiener ist ein Netzwerker, ein Kavalier und ein Diplomat der alten Schule. Wenn er es wirklich möchte, dann öffnet sich für seine Landsleute manche Tür zu einem einflussreichen Scheich. Es ist der letzte Auslandseinsatz des passionierten Golfspielers. Und er kann hier, am Persischen Golf, seine ganze Berufserfahrung ausspielen. Die Veranstaltung heute in seiner Residenz - gemütlich und zugleich professionell wie sie österreichischer nicht sein könnte. Stellvertretend für all die anderen Frauen der Handelsdelegierten sei daher an dieser Stelle auch auf seine Frau, Brigitte Penzias, verwiesen. Die ihrem Mann den Rücken stärkt. Die seinetwegen auf eine eigene berufliche Karriere verzichtet hat. Die sich umsichtig um die Gäste und in Ruhe auch um das Hauspersonal kümmert. Die ihrem Mann nie die Show stiehlt, die nicht nur im Small talk zu unterhalten weiß. Ganz klar, die Frauen der Handelsdelegierten - ohne sie könnten ihre Männer kaum ihren Job ausüben.

Ein Lipizzaner als Wellenbrecher

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Rudl macht heute einen Ausflug auf die Insel Break Water. Der Name ist Programm. Hier ist alles künstlich. Die Insel an sich. Der Sandstrand. Das Shopping Center. Das Kulturerbe-Museum. Das Lächeln der Kulturerbe-Museums-Portiere. Von welchem Kulturerbe kann eine Stadt ausgehen, die vor 39 Jahren noch ein Dorf war? Welches Kulturerbe kann gemeint sein, wenn man sich in der Stadtentwicklung bis dato rein an amerikanischen Downtowns orientiert hat? Immerhin gibt die vorgelagerte Kulturerbe-Insel den Blick auf die Skyline von Abu Dhabi frei. Seither versteht auch der Rudl jene Architektin, die vor ein paar Tagen in Istanbul gemeint hatte, dass in den Emiraten praktisch alles gebaut werden darf, was woanders streng verboten ist. Der Rudl ist natürlich ganz Diplomat, alte österreichische Schule, um diese Einschätzung nicht gleich dem nächsten Scheich um die Nase zu binden. Was ihm auch nicht sehr schwer fällt. Denn auch wenn die Scheichs gerne auf Pferde setzen, am Rennplatz, so bleiben sie doch lieber unter sich.

Hallo Heimat, bitte melden!

Welt-Reise, Tag 21 - Vereinigte Arabische Emirate

Vielleicht ein Foto vom Kindergeburtstag vom Sohn der Freundin. Ein paar Zeilen von der Mama, wie es daheim so läuft, ein bisserl Tratsch über die Nachbarn, ein nettes Wort, auch, worüber man sich heute geärgert, gefreut hat, von mir aus auch übers Wetter, damit man mitleben kann, nicht ganz den Draht zur Heimat verliert. Und bitte nicht immer der ewig selbe Satz, dass es eh nichts Neues gibt. Es ist berührend, wenn Sandra Hoslin erzählt, was ihr fern der Heimat fehlt. In Abu Dhabi. Wo fast immer die Sonne scheint. Wo man als Europäer ein gutes Leben hat. Wo man in diesen Tagen so wunderbar Golf spielen kann. Wo man dafür aber ebenso wenig Zeit hat wie in Europa, weil sich auch hier die Arbeit noch nicht von selbst erledigt. Wo man schwer neue Freundschaften schließen kann. Weil kaum war man mit einem endlich interessanten Menschen auf einen Kaffee, wird der entlassen, versetzt, weiter gereicht. Oder einfach nur müde, länger in den Emiraten zu arbeiten. "Die Freundschaften fehlen mir", sagt die 35-jährige Tourismusmanagerin, die seit fünf Jahren durchgehend in Dubai und in Abu Dhabi arbeitet, derzeit beim Abu Dhabi City Golfclub, hier zuständig für Sales Management und Marketing. Ja, die Freundschaften, dabei zittert ihre Stimme, ganz leicht. Hoslin ist aus Meggenhofen an der Innkreis-Autobahn. Hat im Büro des Welser Stempelproduzenten Trodat die Welt der Exporteure kennen gelernt. Dann am Wochenende den MBA für Tourismusmanagement nachgeholt. Und vor den Emiraten in den USA und in Frankfurt gearbeitet. Verheiratet ist sie mit einem Australier, der in Abu Dhabi im Management des Flughafens arbeitet. Was vor allem bei Behörden zu Verwirrungen führen kann. Nein, nein, ich bin nicht von Australia, ja, von Austria, nein, nein mein Mann ist nicht Österreicher, der ist from Australia. Mach das einmal einem arabischen Beamten klar! Austria ist wohl näher als Australia, vom Flughafen in Abu Dhabi aus betrachtet. Die Chance, dass sie nach Meggenhofen zurück kehrt, sei dennoch nicht sehr groß. Umso wichtiger ist es daher, ab und zu von den Freunden zu Hause und der Familie ein Lebenszeichen zu empfangen. Hallo Heimat, bitte melden!

Wüster Luxus

Welt-Reise, Tag 21 - Vereinigte Arabische Emirate

Die Farbe des Asphalts: sandfarben, zum Pastell der Wüste passend. Die Einfahrt zum Ressort: am Abend mit Fackeln beleuchtet. Die Lobby: tausend und eine Nacht. Der Betreuungsschlüssel: zwei Angestellte auf einen Hotelgast. Die Palmen: künstlich bewässert. Der Pool: cool. Der Ausblick auf die Dünen rundum: 100 Prozent fantastisch. Zum Auftakt des viergängigen Dinners: Suppe aus Artischocke mit Trüffelschaum. Der dazu gebotene Weißwein: aus Neuseeland. Der Hubschrauber: jederzeit zum Starten bereit. Das günstigste Appartement: 500 € pro Nacht. Der teuerste Pavillon: 50.000 €, die allerdings für zwei Nächte. Die Badewanne im preisgünstigsten Appartement: trotz Wassermangel (Wüste) ein kleines Schwimmbecken. Das Herrscherhaus setzt neuerdings auf sanften Tourismus. Kann oder will aber selbst in dieser Disziplin seine Dekadenz nicht verbergen. Angeblich fehlt nicht mehr viel, dann hat man in diese neue Hightech-Wohlfühl-Oase mitten in der Liwa-Wüste, knapp 200 Kilometer südlich von Abu Dhabi, eine Milliarde US-Dollar reingepumpt. Ein Investment, das sich nicht so schnell rechnen wird. Aber was kostet die Welt? Was wurde in den Emiraten nicht schon alles in den Sand gesetzt? Interessant aus österreichischer Sicht: Der neue General Area Manager im Quasr Al Sarab Desert Resort by Anantara. Der ist nämlich ein geborener Kärntner. Arbeitet aber schon seit der Hälfte seines Leben, 23 Jahre sind es jetzt, im Ausland. Ein Top-Manager mit angenehmen Umgangsformen, mit dem Blick fürs gute Geschäft. Arno Nicolussi Moretto wurde gewiss nicht geholt, um hier eine Five-Star-ruhige-Kugel zu schieben. Er hat mitten in der Wüste ein Team von 500 Angestellten täglich bei Laune zu halten. Er nimmt es sportlich: "Kein einfacher Job, aber ich bin mit Herz und Seele im Tourismus tätig."

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.

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