Welt-Reise, Tag 20 - Vereinigte Arabische Emirate
Draußen vor der Stadt
Was für eine Symbolik: Das riesige Camp für die ostasiatischen Bauarbeiter befindet sich weit außerhalb von Abu Dhabi - genau gegenüber von der städtischen Mülldeponie. Damit sie die Bürger von Abu Dhabi ja nicht sehen. Hier schlafen sie. Hier werden sie in der Früh von einem Bus abgeholt. Hierher werden sie am Abend von den Baustellen zurück gebracht. Selten zeigt sich die Welt so offensichtlich zynisch wie in den Emiraten: Aufbauen dürfen die billigen Hilfskräfte aus dem anderen Asien die neuen, oft leerstehenden Häuser, drinnen wohnen dürfen sie nicht. Und wenn sie keine Arbeit mehr haben, schickt sie ihr Chef binnen weniger Tage wieder heim. Dem mussten sie am ersten Arbeitstag ihren Pass aushändigen. Damit sie sich ja nicht von der Arbeit entfernen können. 400 bis 700 Euro verdienen die Gastarbeiter aus Pakistan und Indien. Sie sind die leicht manipulierbare Basis der florierenden Bauwirtschaft, gleichzeitig die unterste Schicht in der emiratischen Hierarchie, deutlich unterhalb jener der Europäer. Die Hälfte ihres Lohns schicken sie heim zur Frau und zu den Kindern. Die sehen sie meist nur einmal im Jahr. Die Emirate sind ein wunderbares Land, sagen sie stolz. Solange sie Arbeit haben.
Hoch hinaus I
Das höchste Haus der Welt, der Burj Khalifa im Zentrum von Dubai, 828 Meter hoch. Beeindruckend, sinnlos. Hier in einer Wohnung und in einem Büro jenseits des 40. Stockwerks zu residieren, ist nicht nur teuer. Es frisst auch die Zeit auf. Zum Beispiel, wenn man die Zigaretten unten im Auto vergessen hat und das komplizierte Aufzugsystem benützen muss. Beim Turmbau zu Dubai schlug auch die Stunde für zwei österreichische Ingenieure. Die mitbekommen hatten, dass sich die Planer erst sehr spät mit dem schwierigen Thema der Warmwasseraufbereitung auseinander setzen wollten. Herbert Bremstaller und Marc Hausstätter, ein Oberösterreicher und ein Salzburger, konnten dann ein gröberes Desaster verhindern. Gemeinsam führen die Beiden die Firma Ecotherm Middle East. Gemeinsam hatten sie die Lösung: Relativ kleine Kessel mit extrem leistungsstarken Systemen. Inzwischen haben die vifen Ingenieure den Scheichs weitere High-Tech-Anlagen verkauft. In den boomenden Ländern Katar und Saudiarabien. Für Hotelanlagen, Hoch- und Krankenhäuser. Die Wertarbeit macht sich bezahlt. "Man kann sagen, dass wir uns inzwischen einen guten Namen erarbeitet haben", sagt Bremstaller. "Dabei sind unsere Konkurrenten große Konzerne", fügt Kollege Hausstätter hinzu. Die Beiden sind überzeugt von ihrem Produkt, und von ihrer Arbeit. Deshalb sind sie auch nachhaltig erfolgreich.
Hoch hinaus II
Josef Kleindienst trifft man in Dubai im teuersten Hotel der Stadt, im Burj Al Arab. Zum Afternoon-Tea. Sie kennen das Hotel vielleicht: das Hotel, das aussieht wie ein Segel. Das Hotel, das sauteuer, aber keineswegs gemütlich ist. Unglaublich: Der Herr im feinen Zwirn hat in seinem früheren Leben eine Uniform der Wiener Polizei getragen. Vor gut zehn Jahren war er dann im Zuge der Polizei-Spitzelaffäre ein Star des innenpolitischen Moments. Damals wusste der Weinviertler aus dem Grenzort Schrattenberg bereits, dass er nicht mehr Hüter des Gesetzes, sondern lieber reich sein wollte. Rund um Budapest hatte er mit drei anderen Polizisten beim Immobilien-Spekulieren erstes schnelles Geld verdient. Sein guter Lauf als Makler und Entwickler von Bauprojekten hielt dann auch hier in Dubai an. Kleindienst erinnert sich: "Bei uns im Weinviertel würde man sagen: Damals ist so viel Wind gegangen, dass sogar ein Hund fliegen konnte." Bis 2009 in Dubai die große Immobilien-Blase platzte. Und auch das viel zitierte Insel-Projekt "The World" Schlagseite bekam. Derzeit tut sich auf den insgesamt 254 Sand-Aufschüttungen wenig. Auch Josef Kleindienst kann auf den sechs Inseln, die er erworben hat, bis auf Weiteres nicht das bauen, was er seinen Investoren versprochen hat. Inzwischen gibt es auch einige Österreicher, die hinter seinem Rücken an die Insel der Seligen nicht mehr so recht glauben wollen.
Eislaufen bei mehr als 50 Grad
Eine Million Quadratmeter, 1200 Shops. Die Dubai Mall ist acht Mal so groß wie die Wiener Shopping City. Sie darf als die größte Shopping Mall der Welt bezeichnet werden. Was wichtig ist. Denn ihr Innenleben unterscheidet sich kaum von großen Einkaufszentren anderswo. Doch die Menschen hier lieben sie. Speziell dann, wenn draußen auf dem Asphalt mehr als 50 Grad Celsius gemessen werden und man hier herinnen noch immer Eislaufen kann. Kein Witz. Während die einen im Meer baden, pfeift hier ein Schiedsrichter allen Ernstes ein Hockey-Match an. Was den Energieverbrauch betrifft, ist die Dubai Mall natürlich ein ökologischer Wahnsinn. Doch das scheint hier noch immer niemanden zu stören. Ein weiteres Symbol der künstlichen Parallelwelt und auch der Unverhältnismäßigkeit: Das Riesen-Aquarium. Während der Persische Golf weitgehend leer gefischt wurde, schwimmen hier - zum Gaudium der Shopper - mehrere Haie und Rochen.
Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.
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