Hofers Leben auf dem Sattel

Mein Bruder sagt: "Es gibt kein schlechtes Wetter." Ich sage: "He, Winter: Nun ist auch mal genug!"
Klima-Blog, Woche 29: Schmerzhafte Stürze, eisige Temperaturen und gerissene Schaltseile.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Mein Leben auf dem Sattel: Schmerzhafte Stürze, eisige Temperaturen und gerissene Schaltseile.

von Mag. Stefan Hofer

lebt den Öko-Wahnsinn

An die Sekunden davor und danach erinnere ich mich nicht.

Die Serpentinenkurve zu nah, der Schotter zu rutschig - und ich zu schnell. Vermutlich bremste ich falsch, wer kann das später schon so genau sagen. Meine Freunde sahen das Mountainbike und mich abheben, fliegen, stürzen. Damals, beim Downhill vom Chaschauna Pass (2694 m), der die Schweiz und Italien trennt.

Es war mein erster, schwerer Sturz in rund zehn Jahren. Folge: Rippenbruch. 250 Euro Rad-Reparatur. Monate später kostete es mich Überwindung, erneut aufs Rad zu steigen.

Seit vergangenem Mai sitze ich wegen meines generellen Auto-Boykotts regelmäßig auf dem Rad, und nutze es vermehrt als Nutzfahrzeug denn als Freizeitgerät. Ob in Wien, nach Oberösterreich oder in die Steiermark - mit ein bisserl Zugfahrt und in die Pedale treten kommt man eh fast überall hin in Österreich.

Und weil ich wieder einmal gefragt wurde, wie denn ein Leben ohne Auto funktioniere, antwortete ich: So ist es...

Ein Frage der Zeit

Eine zentrale Erkenntnis: Man braucht mehr Zeit, viel mehr Zeit. Und deutlich weniger Gepäck. Nehmen wir den Besuch bei den Eltern. Mit dem Pkw fährt man die Strecke - bei wenig Verkehr auf der Autobahn - auch in eineinhalb Stunden. Seit ich die Kombination Zugfahrt plus Rad wähle, benötige ich insgesamt gut dreieinhalb Stunden von Haustür zu Haustür.

Würde man die Strecke Wien-Bregenz mit dem Rad fahren, spuckt Google Maps dafür eine Route aus, die 811 Kilometer beträgt. Nach diesem Jahr werde ich letztlich ungefähr auf diese Distanz mit dem Rad kommen - allein um meine Eltern zu besuchen. Soll heißen: Ja, das Fortbewegungsmittel hat großen Einfluss auf den Lebensstil. Klar, das ist keine Offenbarung, aber täglich erlebbare Tatsache für mich.

Grüne Weihnachten, weiße Ostern?

Immer läuft's allerdings auch nicht rund, mein Verhältnis zum langen Winter 2012/13 ist mittlerweile unterkühlt.

Ich sprach anfangs vom Überwinden. Zu Weihnachten hatte ich Glück, es war warm und grün, optimal zum radeln. Ende Jänner fühlte sich das schon anders an: Bei Minus 9,8 Grad Celsius und die Kälte verstärkendem Fahrtwind heißt es sich warm anziehen, wenn man eine Stunde im Sattel sitzt. Anfang März riss mir auf dem Weg zum Bahnhof das Schaltseil, den Zug zurück nach Wien erreichte ich dennoch. Und jetzt: Schnee, so kurz vor Ostern. Dabei heißt's morgen wieder radeln.

He, Winter: Nun ist auch mal genug!

Zu den gesammelten Blog-Einträgen

Kommentare