Hofer und die lieben Kollegen

Schnappschuss beim Radfahren nahe Linz im Herbst: Hier wurde ein Zeichen gesetzt.
Klima-Blog, Woche 22: Wie Arbeitskollegen, Freunde und andere Bekanntschaften auf meine Nachhaltigkeits-Challenge reagieren.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Du isst kein Fleisch? Aha. Aber: Pute isst du schon noch, oder?

von Mag. Stefan Hofer

lebt den Öko-Wahnsinn

Zugegeben, manchmal fällt's mir schwer, kein Fleisch zu essen.

Etwa Dienstagabend, bei der Weihnachtsfeier meiner Sport-Trainingsgruppe. Die Lust war da, am Buffet ein Hendl-Flügerl oder einen Faschierten Braten auf meinem Teller zu platzieren. Dennoch habe ich es nicht getan. Darum geht es ja auch: Zu entdecken, wo es im Alltag weh tut, wenn der gewohnte Lebensstil den Erfordernissen des Nachhaltigkeits-Gedankens und CO2-Sparens angepasst wird.

Ebenso spannend ist, wie das Umfeld auf meine 52 Wochen ohne Auto, ohne Fleisch, ohne Getränkedosen und ohne Plastikflaschen usw. reagiert - nämlich sehr unterschiedlich...

Der ungläubige Verweigerer

Das Negieren der Konsequenzen meiner Lebensweise ist dabei eine Variante, die mir begegnet. Freunde und Bekannte, die nicht aus Wien kommen, können oft nicht glauben, dass ich seit Monaten in keinem Auto gesessen bin. Auch der Verzicht auf Fleisch irritiert viele, wie das Ende eines Telefonats zeigt, bei dem ich zum Essen eingeladen wurde:

".. und danke fürs Kochen. Bis dann... Aja, bevor ich's vergesse: Ich esse kein Fleisch mehr. "

"Aha. Okay." Stille am anderen Ende der Leitung. Dann: "Aber Pute isst du schon noch?"

Der kritische Herausforderer

Meine Kollegen. Aufgeklärt und kritisch liefern sie mir Tipps, Links und Kontakte - und fordern mich immer wieder heraus. Nahezu täglich. Meine liebenswürdige und ebenso resolute Kollegin M. meinte gestern während des gemeinsamen Spätdienstes zu mir: Ich sei ein "Öko-Verräter" und "korrumpiere ihre Essenspläne". Was passiert war? Sie schätzt es, gemeinsam zu Abend zu essen und wollte bei McDonalds für uns beide Burger holen. Ich verweigerte aber wie immer das Fast-Food-Angebot, und hatte somit ihren Essensplan sabotiert. M., bitte verzeihe mir!

Der begeisterte Nachahmer

Dann gibt es den Typus Mensch, der von meinem Versuch begeistert ist. Die eine Hälfte zweifelt allerdings daran, selbst so konsequent sein zu können. Die andere Hälfte nimmt sich vor, über ihr Konsumverhalten nicht nur nachzudenken, sondern dieses auch umzustellen.

Auch dazu ein Beispiel. Auf der Party zum 30. Geburtstag eines Freundes kam ich mit S. ins Gespräch. Es war eine anregende Unterhaltung bis weit nach Mitternacht, unter anderem über ihren Job in einem Ministerium.

Tags darauf landete eine sehr nette E-Mail (als Redakteur bekommt man ja auch böse) von S. in meinem Postfach:

"...Wir haben uns gestern lang und breit über MEINE Arbeit unterhalten. Dabei unterschlägst du mir den ganzen Abend deinen Klima-Blog, der doch wesentlich interessanter ist! Du hast auf jeden Fall meine volle Bewunderung für dieses Projekt. Ich bin schon gespannt, welche "Abenteuer" noch folgen werden und werde es ebenfalls zum Anlass nehmen, mein Leben bezüglich Nachhaltigkeit etwas mehr zu überdenken..."

Ich war erfreut. Und wissen Sie was? Ich hatte einfach nicht daran gedacht, über meinen Klima-Blog zu erzählen, weil doch vieles nach einem halben Jahr zur Normalität geworden ist. Wer mich kennt, weiß, dass ich alles andere als missionarisch unterwegs bin. Aber wenn sich jemand tiefgehende Gedanken über sein Konsumverhalten und seinen Lebensstil macht - tja, dann laufe ich dagegen auch nicht Sturm.

 

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