Hofer lernt vom Energie-Pionier

Josef Malzer bewirtschaftet seinen Hof in Schlüßlberg energieautark. Gemeinsam mit seiner Frau Erika verkauft er Hackschnitzel, aber auch für Brennholz, Gemüse, Honig, Schnaps oder Stevia finden sich Abnehmer.
Klima-Blog, Woche 17: Josef Malzer tüftelt erfolgreich auf seinem Hof. Das hat dem Oberösterreicher eine Nominierung für den Klimaschutzpreis 2012 eingebracht.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Die Zahl 17. Maria Theresia wurde im Jahr 1717 geboren, der in ihrer Regierungszeit gegründete Tiergarten Schönbrunn umfasst 17 Hektar. Für Freunde von Zahlenspielen eine herbe Enttäuschung: Aus ihrer Ehe mit Franz Stephan von Lothringen gingen nur 16 Nachkommen hervor.

Weniger bekannt sei, erzählt mir Josef Malzer, dass ein Bauer zu Zeiten Maria Theresias (maximal) 17 Hektar bewirtschaften durfte - "denn so konnte ein jeder leben." Die schöne Parallele: Auch Malzers Hof im oberösterreichischen Schlüßlberg nahe Wels umfasst 17 Hektar.

Anfangs belächelt, ernten er und seine Frau Erika heute die Früchte ihrer Arbeit und viel Zuspruch. Ich habe den 63-Jährigen bei einer Veranstaltung in Schwanenstadt (OÖ) kennengelernt, und nachgefragt, was er auf seinem Hof treibt.

Energieautarker Hof

Hofer lernt vom Energie-Pionier

Bereitwillig erzählt der Öko-Pionier die Anekdote, wie er als 14-Jähriger einen Schlauch in den Misthaufen steckte und diesen mit kaltem Wasser füllte, das dann warm wieder herauskam. Er probierte weiter, alternativ Wärme und Energie zu erzeugen.

Vor allem mit einer kurios anmutenden Erfindung sorgte der Oberösterreicher vor Jahren für Aufsehen: Er rüstete seinen alten Traktor um, sodass dieser während der Fahrt den Treibstoff selbst presst, nämlich aus Leindottersamen, einem Unkraut.

Heute ist die energieautarke Bewirtschaftung des Bauernhofes das Hauptziel. Eine thermische Solaranlage erzeugt Warmwasser, eine Photovoltaikanlage liefert den Strom, mit dem u.a. das eigene Elektroauto betrieben wird. Eine Hackschnitzelheizung versorgt den Bauernhof und auch das Nachbarhaus mit Wärme.

Den nachwachsenden Brennstoff liefert der hofeigene "Energiewald", im dem Miscanthus angebaut wird. Die Pflanze, meist als Chinaschilf bekannt, wird bis zu vier Meter hoch und gilt als selbstverträgliche Pflanze, kann also auch mehrere Jahre hintereinander auf dem selben Feld angebaut werden. Das "Elefantenkraut", wie er es nennt, liegt Malzer besonders am Herzen. Sein Plan: Er möchte daraus Dämmplatten pressen.

Diskussionsrunde seit 15 Jahren

Malzer hat in den 1990er Jahren auch den "Energiestammtisch" ins Leben gerufen, bei dem die Leute zum Reden zusammenkommen. Die Themen liegen auf der Hand: Erneuerbare Energien, Klima, Umwelt. Der jüngste fand am 22. Oktober statt, es war bereits der "215. oder 216.", so genau könne er das gar nicht sagen. Wie er sich den Erfolg erklärt? "Ich lasse alle zu Wort kommen und will alle da haben, egal von welcher Partei."

Klimaschutzpreis

Hofer lernt vom Energie-Pionier

Malzers nächster großer Aufritt folgt möglicherweise am 12. November: An diesem Tag wird der "Österreichische Klimaschutzpreis 2012" in der SiemensCity in Wien verliehen, Umweltministerium und Österreichische Energieagentur stehen hinter der Veranstaltung. Noch bis zum 4. November können Interessierte auf der Website abstimmen, Josef Malzer ist einer von vier Nominierten in der Kategorie "Klimaschutz in der Landwirtschaft".

Warum er heuer für den Preis nominiert worden sei, frage ich ihn. "Weil mich zwei Leute angemeldet haben." Und dann, ernsthaft: "Ausschlaggebend ist wohl, dass ich das Ganze schon so lange mache."

Klar ist, er arbeitet weiter, solange er gesund bleibt. Die Übergabe seines Hofes hat Malzer dennoch schon geregelt: Sohn Thomas wird das Werk fortsetzen und bringt eigene Ideen ein. So soll künftig nach den strengen Demeter-Kriterien angebaut werden.

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Infos

Wohnung, Beruf, Alltag. Konsequent nachhaltig leben - ist das überhaupt möglich? Ein Selbstversuch in 52 Wochen. Ohne Auto lebend, radelt Hofer durch Stadt und Land und trifft interessante Menschen. Alle Blog-Einträge seit Mai können Sie hier nachlesen. Ich freue mich über Anregungen. Bleiben Sie mir gewogen!

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