Hofer, kein Don Quijote im Marchfeld

Windpark im Marchfeld.
Klima-Blog, Woche 20: Ich stapfte durch das Marchfeld, und sah überall nur Windräder. Don Quijote wäre wohl völlig ausgeflippt.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Überall nur Windräder. Don Quijote wäre da wohl völlig ausgeflippt.

von Mag. Stefan Hofer

lebt den Öko-Wahnsinn

Es war Samstag, ich hatte frei und mich am Nachmittag mit E. zu einer Partie Badminton verabredet. Die freie Zeit bis dahin nutzte ich für meinen Klima-Blog und hatte einen Interview-Termin in Glinzendorf, nur wenige Kilometer östlich von Wien im Marchfeld gelegen, vereinbart. Der Beweggrund: Ich wollte dorthin, wo die Rüben wachsen, die ich kaufe – und an dieser Stelle darüber berichten. Soweit der Plan.

Doch jeder Journalist weiß: Die besten Geschichten liegen oftmals auf dem Weg. In meinem Fall war es die L3018 zwischen Raasdorf und Glinzendorf.

Hofer, kein Don Quijote im Marchfeld
Weltreisende beim Training im Marchfeld

Denn anstatt den letzten Streckenabschnitt nach Glinzendorf auch noch mit der Bahn zu fahren, entschied ich mich spontan, früher auszusteigen und für einen Fußmarsch entlang der Landesstraße ab Raasdorf.

Eigentlich unsinnig, Mitte November bei lebhaftem Wind die sechs Kilometer auf offener Fläche zu Fuß zu gehen, dachte ich mir auf halber Strecke. Den Gesichtsausdruck eines vorbeirasenden Autofahrers richtig deutend, hatte dieser wohl denselben Gedanken. Gelohnt hat es sich dennoch.

Hofer, kein Don Quijote im Marchfeld

Etliche Windkrafträder ragen abseits der nahezu schnurgeraden Straße, inmitten der Äcker, in den Himmel. Manche in Betrieb, manche in Bau befindlich. Und es werden immer mehr. Don Quijote wäre da wohl völlig ausgeflippt.

Auch an jenem Samstag wurde an den Türmen gearbeitet. Ich drückte Wollhaube und Kapuze tief ins Gesicht und dachte: Manchmal bräuchte man gar keine Messungen, um optimale Plätze für Windanlagen zu finden. Bei dem Wind spürt man das auch so.

Landschaftsbild

Windkraft Ja oder Nein? Für einen neutralen Beoachter scheint in dieser Debatte die subjektive Gefühlslage von Befürwortern und Gegnern eine starke Rolle einzunehmen. Ob Windräder die Landschaft verschandeln, liegt daher im doppelten Sinn am Standpunkt.

Vergessen wird dabei oft, dass die Nutzung des Winds keine Erfindung der Umwelt-Bewegung der vergangenen Jahrzehnte ist, sondern auf Jahrhunderte altem Wissen fußt. Die Windmühle gehörte seit jeher zum Landschaftsbild und prägte es, wie folgendes Zitat zeigt:

Es schwindet die Romantik, die Gegend wird kahl

"Anfang des 20. Jahrhunderts konnten die Windmühlen den Dampfmaschinen nichts mehr entgegensetzen und ein großes Mühlensterben setzte ein. Das Verschwinden der Windmühlen veränderte wiederum die Landschaft und so wurde in einer Mühlenzeitschrift 1913 ein Mann zitiert, der sich über das Mühlensterben wie folgt beklagte: "Es schwindet die Romantik immer mehr, die Gegend wird kahl." In seiner Gegend standen von einst 10 Windmühlen nur mehr vier."*

*(von der Website: www.wilderwind.at: zitiert aus dem Buch: Heymann Matthias, 1995: „Die Geschichte der Windenergienutzung 1890-1990“, Campus Verlag, Frankfurt/ Main, New York)

Hofer, kein Don Quijote im Marchfeld
Windpark im Marchfeld.

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