Sprachlos und ergriffen und mit Gänsehaut

Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Das mit der Gans dann nicht.

von Andreas Schwarz

musste kürzer treten.

Mein Kalenderblatt für den 9. November vor 25 Jahren hat zwei Einträge: Vormittags "Zahnarzt Geld bringen“, abends „Ganslessen“. Das mit dem Geld (Schilling, und nicht wenig) ist über die Bühne gegangen. Das mit der Gans dann nicht. Denn abends blieb man dieser Tage ohnedies länger in der Redaktion. Und dann tickerte die Agentur-„Blitz“-Nachricht von der möglichen Maueröffnung über die Fernschreiber – SMS und Alarmmeldungen am Handy gab’s noch nicht, weil das Handy in jedermanns Tasche noch fast zehn Jahre entfernt war.

Und weil auch CNN noch nicht das Weltgeschehen gekapert hatte, staunte man später des Abends vor den Bildern des deutschen Fernsehens, sprachlos und ergriffen und mit Gänsehaut, während Zeitungsseiten für die Morgenausgabe umgezeichnet wurden und das Sekretariat den durchtelefonierten Text des Korrespondenten in Berlin in den Computer mit dem grünen Bildschirm hieb.

Knapp eine Woche später zerlegte Toni Polster die zerbröselnde DDR in ihrem letzten Pflichtfußballspiel im Alleingang mit 3:0, und am Abend darauf gab’s dann zur Feier all dessen endlich auch - die Gans.

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