Gruppentanz in der Globulisierungsfalle
Echt - man hat mir eine erholsame zweite Woche versprochen: Gruppentanz! "Da kannst dich im Rudel verstecken und entspannt mitbewegen. Quasi: Seniorenturnen." Nun - nach drei Tagen mit jeweils dreieinhalb Stunden Proben-Stress weiß ich, auf gut Wienerisch ausgedrückt: Es geht ganz schön eini, wenn man voll aus sich heraus gehen will … Salsa! Na, alsa! Kuba, Haiti, Dominikanische Republik, Karibik, Sonne, Sand, Meer, Rum, Lebensfreude pur. Nur: Wie merkt man sich als musikalisch Zuag'raster all diese geschmeidigen Schritte? Die Antwort: Schwer und schweißtreibend. Morgen Freitag ist das Ergebnis unserer redlichen Bemühungen live zu überprüfen: 20.15 Uhr, ORF eins, Dancing Stars, Folge 2. Da stellen sich zwar "nur" die sechs "Damen" (Gänsefüßchen deshalb, weil interessanterweise auch Alfons Haider dazu gezählt wird) der Bewertung und wir (verbliebenen) fünf Herren sind praktisch als pittoreske Pausenfüller auf dem Parkett - gewissermaßen schmückendes, nicht weiter störendes Beiwerk -, aber: Uns alle hat der Ehrgeiz gepackt, nicht aus der Reihe zu tanzen. Chef-Choreograf Ferdinando Chefalo hat sowas Ähnliches wie "Ringelpietz mit Anfassen" kreiert. Jeder darf mal - aber jeder nur 25 Sekunden lang. Dann heißt's wieder zurück ins Glied (Ringelpietz stammt laut Wikipedia aus der Soldatensprache). An guten Tipps fehlt es übrigens nicht. Ja, die Post bringt allen was - mir bringt sie derzeit jede Menge Zensuren, Zerzausungen und Zuwendungen. Freilich keinerlei finanzielle Zubrötchen, sondern eher medi-zynischen Rat. Ein paar Beispiele: Herr F. aus E. meint, mein "lächerlicher Luxuskörper" eigne sich eher "fürs Sumoringen oder fürs Preisschnapsen" - da täuscht er sich aber, denn gerade dort kommt es gern zu den garstigsten Verletzungen. Frau H. aus W. findet wiederum, ich würde "zu oft devot lächeln", was (DANKE!) nicht "zu meiner Intelligenz" und schon gar nicht (HANDKUSS!) "zu meiner edlen Erscheinung" passt. Vorsichtshalber legte sie auch noch eine Packung homöopathischer Kügelchen bei. Das nennt man wohl Globulisierungsfalle. Zur eigenen Fitness nur soviel: Mittlerweile stützt ein elastischer Verband meinen linken Unterarm, den ein rekordverdächtiger, weil 34-buchstabiger Defekt peinigt, nämlich eine … … Speichenköpfchenimpressionsfraktur. Diese physischen Schmerzen lenken von den psychischen ab, die mir ein paar virtuelle Stalker so detailverliebt verabreichen. Mein alter Freund und Wegbegleiter Peter Rapp verriet mir dagegen einen (vermutlich noch älteren) Sinnspruch des Showbiz als Hausmittel: Wer auf eine Bühne geht, dem müssen faule Eier schmecken. Bob Hope sagte einmal: Bei meinen ersten Auftritten kauften sich die Leute Tomaten mit Gummibändern dran - damit sie sie ZWEIMAL werfen konnten. Als "Tänzer" heißt mein neues Lieblingsgericht logischerweise: Eierspeis mit Tomaten.
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