Lanz auf Sparflamme

Ich gehe, aber ich komme wieder: Die nächste "Wetten, dass..?"-Sendung mit Markus Lanz geht am 22. Februar in Düsseldorf über die Bühne.
"Wetten, dass...?" aus Karlsruhe: Ängstliche Fehlervermeidung ergibt noch keine gute Show. Aber Hermann Maier war super.

Das sagt alles über die jüngste "Wetten, dass..?"-Sendung aus Karlsruhe: Ausgerechnet um 22.15, als auf RTL "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" startet, setzte das ZDF zur beschaulichsten Wette des Abends an. Eine Frau (die angab, sich zur Entspannung Stoffproben im Internet anzuschauen) sollte sich merken, wo 1100 Stecknadeln liegen. Das dauerte. Und dauerte. Und dauerte. Am Ende war die Wette nicht gewonnen und wahrscheinlich die Hälfte der Seher weg.

Eine grobe Fehleinschätzung? Ist den "Wetten, dass..?"-Machern eh schon alles egal? Oder gingen sie vor der Konkurrenz in die Knie und zeigten den echten und einzigen Höhepunkt der Show bewusst früher? Ein steirischer Autorennfahrer wettete, mit seinem Auto einen Hang schneller hinauffahren zu können, als Hermann Maier ihn hinunter fuhr. Der Herausforderer verlor, eh klar, niemand schlägt den Herminator. Aber das war eine Wette wie in den besten "Wetten, dass..?"-Zeiten: Pointiert, temporeich, familienfreundlich.

Nur ja nichts falsch machen

Der Rest der Sendung dagegen ein bemühter Versuch, nur ja nichts falsch zu machen. Markus Lanz wickelte professionell ab, hielt sich witzemäßig zurück und ließ Hollywoodstar Liam Neeson im Interview seine Würde. Die Wetten, waren nett und ein bisschen deprimierend (Wettkönig wurde ein junger Mann, der einbeinig eine Leiter hinaufhüpfte). James Blunt spielte ein schönes Lied. Aber reicht das schon?

Nach Neesons Kurzauftritt auf der Wettcouch blieben dort sitzen: Atze Schröder, Max Kruse, Peter Maffay und Hans Sigl. Später kam noch Yvonne Catterfeld dazu, die sich partout nicht über das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes äußern wurde. "Bergdoktor" Hans Sigl wurde gefragt, wie er sich den großen Erfolg seiner Sendung erkläre: "Ganz ehrlich, ich glaube, wir machen gute Filme." Dazu fällt auch den ambitioniertesten Lästermäulern im Internet nichts mehr ein.

Es ist natürlich eine denkbar undankbare Situation. Lanz kann's nicht mehr richtig machen. Traut er sich zu viel, wird er ausgelacht. Traut er sich zu wenig, heißt's, er sei fad. Es hilft wohl nichts: Das Projekt "Wetten, das..?" mit Lanz ist gescheitert. Es gibt jetzt drei Möglichkeiten: Thomas Gottschalk zurückholen, die Sendung radikal neu denken - oder sie einstellen. Wahrscheinlich am besten letzteres. (Dafür wäre eine Schlag-den-Raab-artige Show mit Hermann Maier super. Kann ihn bitte irgendwer dazu überreden?)

Eindrücke von "Wetten, dass..?" aus Karlsruhe

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GERMANY TELEVISION
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Die erste Ausgabe des ZDF-Showklassikers "Wetten, dass..?" im Jahr 2014 bescherte Moderator Markus Lanz gleich einen neuen Tiefpunkt: 6,31 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 19,4 Prozent) schalteten die Sendung am Samstagabend im deutschen Fernsehen ein. Im ORF erholten sich die Quoten hingegen - wohl auch dank Hermann Maier. Durchschnittlich waren 781.000 Seher dabei (Marktanteil: 29 Prozent).

Das österreichische Publikum fieberte mit, als Ex-Skistar sich bei der Außenwette dem Duell mit einem Wettkandidaten stellte, der im Auto die Skipiste hochfuhr. Bei der letzten Ausgabe von "Wetten, dass..?" im Dezember waren damals im ORF durchschnittlich lediglich 480.000 Zuschauer dabei gewesen, was dem Sender einen eher mageren Marktanteil von 20 Prozent beschert hatte.

Den bisherigen Negativrekord im ZDF hatte der 44-jährige Nachfolger von Thomas Gottschalk im November 2013 mit 6,55 Millionen Zuschauern erreicht, im ORF waren damals 532.000 Besucher dabei gewesen.

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