Promi Big Brother - Reinschalten oder wegschauen?

Claudia Eeffenberg im Keller
Ist das Format am Ende gar besser als sein Ruf? Der Versuch einer Erklärung.
Christina Michlits

Christina Michlits

Karl Oberascher

Karl Oberascher

Die zweite Staffel von " Promi Big Brother" beschert Sat. 1 gerade Top-Quoten. In Deutschland sind durchschnittlich knapp drei Millionen Zuschauer dabei. In Österreich sahen die letzte Folge vor dem Finale zu nächtlicher Stunde immerhin 115.000 Menschen.

Wieso funktioniert dieses angestaubte - diesmal mit dem (bescheidenen) Aufputz "Promi" - Format auch 14 Jahre nach der Erstausstrahlung noch? Kann, soll oder muss man das sogar verstehen?

Vor dem heutigen Finale geben unsere Autoren zwei unterschiedliche Antworten: Wieso sie "Promi Big Brother" schauen - und wieso nicht.

"Begleiterscheinung" - der Name ist Programm: In unserem TV-Blog begleiten Sie unsere Autoren durch neue Shows und Serien - zur Orientierung und ganz subjektiv.

“Das Experiment” heißt die aktuelle Staffel von "Promi Big Brother", das als gelungen bezeichnet werden muss. Das neue Konzept, die Teilnehmer in zwei verschiedene Bereiche zu trennen, wird dem Versprechen aller Reality-Formate endlich wieder gerecht, authentische Momente zu erzeugen.

Wer von den Zusehern aus dem luxuriösen Erdgeschoß in den Keller gewählt wird, lebt in einem dreckigen Raum, in dem gemeinsam geduscht, geschlafen und (fast nichts) gegessen wird. Tageslicht sehen die Bewohner keines, alle persönlichen Gegenstände müssen abgegeben werden. Auch Spiegel, Kamm oder richtige Betten gibt es nicht. Nur Zahnbürste und Duschgel stehen zur Verfügung. Und viel Zeit und erzwungene Nähe.

Luxusfrau in der Altkleidersammlung

Janina kam mit dem Gegebenheiten im Kellerverließ am wenigsten klar. "Die scheiß Zuschauer gönnen mir nicht mal einen verschissenen Tag da oben.” Das Unterwäschemodel, das als Boris Beckers Teppichluder bekannt wurde, wollte sich eigentlich von ihrer erotischen und glamourösen Seite zeigen. Mit einem “sauteuren” Spitzenkleidchen ging es allerdings schon am ersten Tag in den Keller, wo Big Brother allen Insassen ihre Fassade nahm, die ihren sozialen Status widerspiegelte. Eigene Kleidung und Kosmetika waren verboten. Eine genialer Schachzug, durch den auch “Luxusfrau” Claudia Effenberg oder Pornosternchen Mia Magma den kalkulierten Imageaufbau ad acta legen mussten. Frau Effenberg suchte sich stattdessen ihr Outfit aus den Säcken der Altkleidersammlung zusammen.

Nur der rote Shellack auf ihren Fingernägeln hielt dem harten Container-Leben stand, glänzte wie am roten Teppich - und erinnerte an die Figur, die die Fußballer-Ex-Frau gerne die ganze Zeit über gespielt hätte.

Big Brother ist kein "Experiment", wie der Untertitel der zweiten Staffel dem Seher weismachen will. "Big Brother" ist eine Chance - zumindest glauben das die "Insassen".

Claudia Effenberg zum Beispiel. Die hätte in "Big Brother" die Chance gehabt, sich von ihrem Ruf als Deutschlands launigste Spielerfrau zu entmächtigen. Oder dieser Prinz Mario-Max. Der hatte doch tatsächlich geglaubt durch "Promi Big Brother" viele "Bookings" für "Events" zu bekommen, wie es sich für einen echten "Celebrity" eben gehört. Vergebens.

Claudia Effenberg ist auch als einzige Frau im Container nicht sympathischer geworden. Und der kleine Prinz, der lieferte höchstens den Beweis, dass traurige Figuren nicht automatisch auch bemitleidenswert sind.

Das ist vielleicht ärgerlich, aber selbst wenn im "Big Brother"-Haus diesmal echte Sympathieträger eingezogen wären, am Konzept hätte das nichts geändert. Das ist und bleibt abzulehnen. Prinzipiell. Wie Stefan Niggemeier in der FAZ schon so schön darlegte, schafft es "Big Brother" im Gegensatz zu "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" nämlich nie, über den nackten Akt des schlichten Voyeurismus hinaus eine Geschichte zu erzählen, die - wie im Dschungelcamp - im besten Fall auch noch mit einer entsprechenden Portion Selbstironie serviert wird.

Lustlos wird Szene an Szene gereiht, ohne erkennbares Narrativ, ohne Unterhaltung. Schlimmer noch: Sogar die Moderatoren sind lustlos. Die überflüssige Cindy aus Marzahn kommentiert nicht, sie erzählt nach. Und sogar das richtig schlecht.

Nur dafür können Claudia und der Mario-Max so gar nichts.

Kommentare