Die ersten Schritte vom Krieg in ein neues Leben

Familie Hamdun
Familie Hamdun hat in Österreich Asyl bekommen und erzählt, wie es jetzt weitergeht.
Laila Docekal

Laila Docekal

Ich wollte nur noch atmen, einfach aussteigen und atmen können" – als Hossein Hamdun vor zwei Monaten mit seiner Frau und seinen vier Söhnen aus dem vollgepferchten Schlepperbus gestiegen ist, wusste er nicht einmal, wo Österreich liegt. "Wir wollten nach Holland, weil ein Bruder von mir dort ist, aber wir haben es in dem Bus nicht mehr ausgehalten. Wir hatten uns über Ungarn, Deutschland und Holland informiert, aber nicht über Österreich – wir dachten, es gibt hier keine Chance."

Die ersten Schritte vom Krieg in ein neues Leben
Asyl-Tagebuch Familie Hamdun

Die Familie war fünf Wochen unterwegs gewesen. "Die Flucht hat uns 8000 Euro gekostet – als wir hier angekommen sind, hatten wir nur noch 100 Euro in der Tasche", erzählt Herr Hamdun. Daheim in Latakia in Syrien war es für den Fliesenleger zu gefährlich geworden. "Die Polizei hat ständig Leute von der Straße mitgenommen." Schon zwei Mal war Hamdun im Gefängnis, weil er an Demonstrationen teilgenommen hatte. Die Familie fuhr in den Libanon und von dort per Fähre in die Türkei. Von dort wollten sie mit dem Schiff nach Italien, aber ihre Kontaktperson vertröstete sie ständig.

Die ersten Schritte vom Krieg in ein neues Leben
Asyl-Tagebuch Familie Hamdun

In einer Nacht- und Nebel-Aktion war die Familie schließlich mit einem Schlepperboot nach Griechenland gefahren. "Es war unsere einzige Chance. Wir waren 50 Menschen auf einem winzigen Boot und sind acht Stunden gefahren, bis wir auf einer griechischen Insel gelandet sind." Dort kauften sie sich ein Zelt, hatten kaum zu essen oder zu trinken. In Österreich angekommen, schliefen sie wieder im Freien – 12 Tage in einem Zwei-Personen-Zelt in Traiskirchen. "Wir mussten uns mit dem Schlafen abwechseln."

Schließlich wurden sie ins Caritas-Heim St. Gabriel nach Maria Enzersdorf gebracht, ein ehemaliges Kloster, wo sie zu sechst in einem Zimmer wohnen. "Wir sind so dankbar und zufrieden. Wir bekommen viel Hilfe, die Österreicher haben so ein großes Herz." Seit knapp zehn Tagen hat die Familie einen positiven Asylbescheid. "Jetzt haben wir drei Monate Zeit, eine Wohnung zu finden und können für unsere Kinder ein Leben aufbauen."

Im Rahmen eines Nachbarschaftsprojekts hilft Hamdun inzwischen bei Gartenarbeiten in der Umgebung. Ali, der älteste Sohn hatte schon seinen ersten Schultag. Und mit seiner Frau Soad lernt Hamdun fleißig deutsch. "Vielen Dank. Tschüss", sagt er zum Abschied.

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