Wie vieles andere ist diese gar nicht so schlechte Eigenschaft in der Corona-Krise in Misskredit geraten. Weltweit mäandern fast alle Regierungen zwischen Appellen an die Eigenverantwortung und strikten Verordnungen hin und her. Ein Teil der Bürger möchte klarere Vorgaben, der andere empört sich über jede neue Beschränkung. Das Fiese oder vielleicht Gerechte an diesem Virus ist, dass die Infektionszahlen auch bei den strengen Deutschen und bei den liberaleren Schweden steigen. Noch sind die heimischen Spitäler nicht überlastet – aber der besorgniserregend steigenden Infektionsrate wird eine steigende Zahl an schwer Erkrankten folgen. Daher darf man das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Das heißt aber nicht, dass wir alle unser Hirn an Vater Staat abgeben sollten. Gerade jetzt ist Eigenverantwortung gefragt. Ohne das Chaos im Gesundheitsministerium schönreden zu wollen: Um vernünftig zu handeln, braucht es nicht immer bis ins letzte Detail formulierte Vorschriften, aber umsichtige Verantwortliche: in Firmen genauso wie in Schulen, in Kultureinrichtungen und Ordinationen. Schuldirektor(inn)en etwa wurde sicher noch nie so viel abverlangt: jeden Tag Verdachtsfälle und positiv Getestete (wobei eher Lehrer die Schüler anstecken als umgekehrt). Dazu entnervte Eltern, die zwischen Hysterie und Ärger schwanken, weil ihre Kinder immer wieder heimgeschickt werden.
Nichts wird die Situation so entspannen wie flächendeckende Antigen-Tests. Sie sind billig, relativ genau, Ergebnisse gibt es innerhalb weniger Minuten. Das brauchen wir möglichst schnell flächendeckend, damit lassen sich Schulen und Hotels offen- und Veranstaltungen abhalten. Auf private Initiative wird längst überall im Land viel mehr und schneller getestet, als von Amts wegen registriert. Ein Riesenfortschritt ist, dass die Tests jetzt endlich – gegen den Widerstand der Ärztekammer – bei Hausärzten möglich sind.
Die Impfung wird noch dauern, aber immer simplere (Selbst-)Tests werden die Gefahr verringern helfen. Das Improvisationstalent der Österreicher bleibt gefragt. Aber bitte ohne Schlawinertum und Pendeln zwischen bürokratisch überzogenen Regeln und deren schlampiger Nichtbefolgung. Denn das hat das jetzige Schlamassel wohl mitverursacht.
Kommentare