Beim Rauchverbot ist Italien Vorzeigeland

Beim Rauchverbot ist Italien Vorzeigeland
GASTKOMMENTAR
Georg Simbruner

Georg Simbruner

über das Rauchen und die verbundenen Gefahren

von Univ. Prof. Dr. Georg Simbruner

Passivrauch zählt zur ersten krebserzeugenden Ursachengruppe

Es ist beschämend, dass in Österreich das Rauchverbot in der Gastronomie 2018 nicht umgesetzt wird, wo Italien das landesweite Rauchverbot schon im Jänner 2005 einführte und wissenschaftliche Studien dessen erfolgreiche Wirkung belegen: Eine wissenschaftliche Studie* hat die Nikotinkonzentrationen in Gastgewerbestätten wie Restaurants, Bars und Disco-Pubs (28 Stätten) in Italien vor (2002 und 2004) und nach Inkrafttreten des Anti-Raucher-Gesetzes (2007) mit jenen in 19 österreichischen Gaststätten verglichen und weist nach, dass sich die Nikotinkonzentration von 8,9 vor dem Verbot auf 0,01 microg/m³ nach dem Verbot dramatisch verringert hat. In Österreich hingegen blieben die Nikotinkonzentrationen im gleichen Zeitraum bei 11,00 bzw. 15,8 microg/m³. Wenn man diese Nikotinkonzentrationen aufgrund von Erfahrungswerten (Risikomodell) in ein Lungenkrebsrisiko überträgt, so sank dieses bei Gastronomiearbeitern von 11,8 bzw. 14,7 Krebsfällen vor dem Rauchverbot auf 0,01 (!) pro 10.000 Einwohner nach dem Rauchverbot.

Passivrauchen

Das landesweite Rauchverbot in Italien führte zu einem Rückgang der Passivrauchentwicklung in Gaststätten. Passivrauch zählt nach der Klassifikation der Internationalen Agentur für Krebsforschung zur ersten krebserzeugenden Ursachengruppe. Eine andere Studie** bestätigt ebenfalls die Wirkung des Rauchverbotes: Nach dem Verbot sanken die Nikotinkonzentrationen in vier Pubs und drei Diskotheken in Florenz und die Konzentrationen von Feinstaub und Rauch, in 50 Gaststätten in Mailand, Triest und Rom um 70 bis 97 Prozent der Konzentrationen, die vor dem Verbot registriert wurden. Mit dem landesweiten Rauchverbot sank auch die Häufigkeit des Rauchens um 7,3 Prozent.

Wie kommt es, dass Politiker von Erfahrungen in einem Nachbarland nichts erfahren oder diese ignorieren? Wäre es nicht im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, sich die wissenschaftlichen Studien zum Effekt des Rauchverbotes genau anzuschauen, zu diskutieren und zu implementieren? Gerade in Österreich, wo die Raucherrate bei Jugendlichen die dritthöchste in Europa ist? Wie ernst kann man Politiker nehmen, die persönliche Präferenzen anstatt von Forschungsergebnissen zur Richtschnur der politischen Entscheidungen machen?

* Gaststätten vor und nach zwei Jahren nach Einführung des italienischen Rauchverbots. [Indoor Air. 2008 Aug;18].

** Was ist in Italien passiert? Eine kurze Zusammenfassung von Studien, die in Italien durchgeführt wurden, um die Auswirkungen des Rauchverbots zu bewerten. [Ann Oncol. 2007 Oct].

Univ.Prof.Dr.med. Georg Simbruner ist Arzt für Kinderheilkunde, Neonatologe und Theologe. Gastprofessuren an Johns Hopkins University, Baltimore und Harvard Med School, Boston, USA, in Südafrika, China und Saudiarabien. Buchautor von "Der Anfang des menschlichen Daseins und die Grundlegung des Menschen".

Kommentare