Autohersteller sind sehr vorsichtig geworden

Warum Rückrufe von Millionen von Fahrzeuge inzwischen alltäglich sind.
Maria Brandl

Maria Brandl

Autohersteller sind sehr vorsichtig geworden

von Maria Brandl

über Rückruf-Aktionen

Diesmal geht es um möglicherweise defekte Beifahrerairbags. Ein andermal um möglicherweise sich entflammende Kraftstoffleitungen. Rückrufe von Millionen von Autos in die Werkstätten scheinen sich zu häufen. Ein Irrtum, so ÖATMC-Technik-Chef Max Lang. „Laut unserer Datenbank sind in den vergangenen Jahren die Rückrufe nicht signifikant mehr geworden.“ Die Mängel seien auch nicht gefährlicher geworden.

Über einen längeren Zeitraum sei aber sehr wohl eine Änderung zu beobachten. Der Siegeszug der Elektronik in den Fahrzeugen brachte Fehlerquellen mit sich, die es früher nicht gab, so Lang. So kann heute ein spinnender Chip das Fahrzeug gegen den Willen des Lenkers in Bewegung setzen, was ohne Elektronik nicht möglich war. Auch kann ein Lenker, unbeabsichtigt oder gewollt, durch falsche Bedienung Aktionen auslösen, an die der Autohersteller bei der Entwicklung gar nie dachte. „Die Autohersteller sind deshalb sehr vorsichtig geworden und gehen lieber auf Nummer sicher“, sagt Lang. Verschärft wird dieser Trend durch immer strengere Gesetze und besseren Konsumentenschutz. Vor allem in den USA kann ein durch einen Mängel verursachter Unfall zu horrenden Schadenssummen und verheerenden Imageverlusten führen, wie sie vor allem Toyota in den vergangenen Jahren erlebte. Daran ändert sich auch nichts, wenn sich später als Ursache ein Fehler des Autofahrers herausstellt. Die japanischen Autohersteller sind in den USA besonders stark vertreten, verkaufen dort deutlich mehr Autos als europäische Marken, und rufen besonders schnell besonders viele Autos zurück.

Verstärkt wird dieser Trend aber auch durch die zunehmende Globalisierung und die Konzentration der Automobil-Zulieferer. Ein und der selbe Zulieferer beliefert wie auch jetzt bei den möglicherweise defekten Beifahrerairbags nicht nur einen japanischen Autohersteller, sondern viele weitere, auch der VW-Konzern wurde genannt. VW-Importeurssprecher Richard Mieling betont jedoch: „VW ist davon nicht betroffen.“ Immer höhere Massenproduktionen gerade von unscheinbaren Teilen sollen die Kosten senken helfen.

Rückrufaktionen werden somit auch künftig zum Alltag gehören. Kein Wunder, dass Autohersteller diese inzwischen als besonderen Dienst am Kunden verkaufen.

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