Aus Managerholz geschnitzt

Über 50 Jahre im Handel und ehemaliger Leistungssportler: der Kika/Leiner-Sanierer ist das Gegenteil der anonymen Unternehmensberater.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Reinhold Gütebier ist ein Vertriebler der alten Schule. Im Gespräch mit dem Sanierer geht es nicht um Work-Life-Balance oder Homeoffice, sondern um Stimmung, Kundenzufriedenheit und Einkaufserlebnis. Mit ihm verlässt man die nüchterne, digitale Welt der Likes und Klicks und Collects – und taucht in das Abenteuer stationärer Handel ein.

Es ist eine wunderbare Wiederentdeckung guter Werte. Statt der Einsamkeit des Surf-Sofa-Shoppings, bieten seine Möbelhäuser wieder ein Einkaufserlebnis. Dieses Einkaufserlebnis ist die Synergie aus modernisiertem Möbelhaus, in dem die Ware inszeniert wird, motivierten Verkäuferinnen und Verkäufern, die gerne beraten und einem Warenangebot, das den Westwing-Newslettern um nichts nachsteht.

Gütebier hat in den dreieinhalb Jahren seines Schaffens viel erreicht (die schwarze Null). Vor allem aber hat er die Belegschaft davon überzeugt, dass er ein Kenner der Branche ist, durch und durch Vertriebler und ein Manager mit Herz. Zum Sanieren gehört die Reduktion – aber Gütebier investiert gleichzeitig. In die Menschen und ins Unternehmen. Mit Geld und einer Riesenportion Motivation.

Sein Weg ist anders als der der anonymen Unternehmensberater, die in Firmen gehen, die Abteilungen durchkämmen, Konzepte schreiben und das Unternehmen nach getaner Analyse wieder verlassen. Die nüchternen exterenen Berater dringen meist nicht bis zu den Menschen vor, kennen keine Namen, sehen damit auch keine Schicksale..

Warum man dem Sanierer abnimmt, dass das ein guter Weg ist? Weil er vorlebt, wie Handel funktioniert. Bei und mit den Menschen nämlich. Weshalb sich der 69-Jährige regelmäßig auf Filialtour begibt, in alle Ecken des Landes fährt und sich selbst ansieht, wie seine Möbelhäuser laufen.

Im Glaskobel sitzen und von oben regieren? Gütebier ist das fremd. In seinem Büro sitzt er fast nie. Seine Lehrmeister haben ihm beigebracht, draußen auf der Fläche zu sein, im Verkauf. Er liebt den Handel und er liebt seinen Job. Alte Schule, allemal. Aber auch wohltuend herzlich und menschlich. Auch wenn der Job, die Sanierung eines maroden Handelsbetriebs, nicht einfach ist.

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