Asphalt-Cowboys: Wenn Straßen zu Kampfzonen werden

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Das Auto ist ein Symbol für Vieles, was falsch läuft: Ideologie statt Vernunft, Egozentrik statt Gemeinsamkeit. Runter vom Gas!
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Es gab ja allerlei Bemerkenswertes vor dem Ferienbeginn in Ostösterreich, von der Debatte über die Bezeichnung eines Landeshauptfrau-Stellvertreters über das Quasi-Verbot offiziellen Genderns bis zu Marxismus-Tests bei Förderansuchen. Höchste Zeit, dass ein paar auf Urlaub fahren. Apropos: Das führt uns direkt zu einem wesentlich wesentlicheren Thema, das in Österreich leider auch nicht ohne Schaum vorm Mund diskutiert werden kann, dem Autofahren.

Wer sich regelmäßig über die Asphalte bewegt (und beim Asphaltieren ist dieses Land meisterlich), konnte in jüngster Zeit eine Aggressionssteigerung unter den Asphalt-Cowboys beobachten, die in vielen Fällen nahe an der pathologischen Diagnostizierbarkeit ist. Wahrscheinlich hat das auch mit Corona, dem Impfen, dem Krieg und der Inflation zu tun: Wenn’s der Welt schlecht geht, geht’s dem Gasfuß gut.

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Wer etwa auf einer Autobahn auf der (in den Augen anderer) falschen Spur und innerhalb des Tempolimits unterwegs ist, wird im mildesten Fall angehupt, im schlimmeren durch knappes Auffahren von hinten bedrängt und im schlimmsten so bedroht, dass er es mit der Angst bekommt und froh ist, dass es Waffenverbote gibt.

Auch auf den Landstraßen wird gerast

Auch auf den Landstraßen wird gerast, was das Zeug hält, von manchen (oft sehr jungen) Verkehrsteilnehmern so wahnsinnig, dass man von ihnen am nächsten Tag final in der Zeitung liest. Und sogar Städte und Dörfer werden mit Formel-I-Strecken verwechselt – und ignorante Politiker wagen es nicht, dieser Entwicklung wirklich Einhalt zu gebieten, man könnte ja einen Wähler (hier muss man keinesfalls gendern) verlieren. Kommen Sie mir nicht mit den neuen Anti-Raser-Vorschriften, die sind lächerlich und treffen nur einen Bruchteil der Gefährder.

Straßen werden zu Kampfzonen

All diese Beobachtungen stammen von jemandem, der selbst Auto fährt und Lastenfahrräder für eine monty-pythoneske Skurrilität hält. Natürlich braucht man in Österreich, vor allem auf dem Land, ein Auto. Aber genauso natürlich braucht man es in einer Stadt weniger. Und am allernatürlichsten ist es verrückt, wie die Straßen zu Kampfzonen werden, weil Tempolimits kaum kontrolliert (und in den Gemeinden nicht strengere verhängt) werden. Sobald das aber ein Offizieller artikuliert, bekommen jene, die das Menschenrecht auf Rasen einfordern, Schnappatmung.

Und ein Thema, das sachlich diskutiert werden müsste, landet durch Ideologisierung auf dem Schrottplatz. Die einen wollen das Auto ganz weg haben, andere definieren sich über dieses. Und die Mittel sind auf beiden Seiten kontraproduktiv.

Dabei ist es ganz klar, dass wir uns schon bald nicht mehr vorstellen können werden, wie wir einst gerast sind. Genauso, wie man sich vor 50 Jahren den verpflichtenden Sicherheitsgurt nicht vorstellen konnte.

Asphalt-Cowboys: Wenn Straßen zu Kampfzonen werden

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