Owa vom Gas!

Owa vom Gas!
Paul Pizzera über Pausen zum Glücklichsein.

Vor 150 Jahren arbeiteten dem Wirtschaftswissenschaftler Robert Gordon zufolge 46 Prozent aller Beschäftigten in der Landwirtschaft und weitere 35 Prozent in Industrie wie Handwerk. Der Großteil der Bevölkerung schuftete und konnte am Ende des Tages mit Stolz betrachten, was er mit seinen Händen geschaffen hatte. Laut einem im Jahr 2019 veröffentlichten Bericht in der New York Times verdienen die Menschen heute wesentlich mehr Geld und werden aber simultan dazu unglücklicher.

Aber warum? Content Manager und Creative Directors waren damals noch spärlicher gesät als Kondome, Ampeln oder die Schreibmaschine, deren, im wahrsten Sinne des Wortes, Markteinführung erst danach grünes Licht erhielt. Mittlerweile sind, bis auf wenige, wichtige Ausnahmen, viele unserer Werkzeuge durchgängig von ihren Werkstätten entkoppelt. Ob sich der Head of Marketing eines heimischen Möbelhauses um 12:30 im Bürosessel oder erst um 03:14 auf der Couch den Kopf darüber zerbricht, welchen Evergreen seine Testimonialfamilie im nächsten Monat musikalisch entweihen wird, ist dem CEO nicht seinen roten Stuhl wert. Wir arbeiten rund um die Uhr, wie Salvador Dalí, und merken dabei nicht einmal, dass ein Hamsterrad von innen betrachtet einer Karriereleiter zum Verwechseln ähnlich sieht.

Ich glaube, wir sollten allesamt einen Müßiggang runterschalten und die Prokrastination nicht als kontraproduktiv abstempeln. Wir brauchen die Pause, die Siesta und unsere Ruhephasen, um glücklich zu sein. Alles andere wäre grooveschädigend!

Und wie ein ehemaliger Kärntner Landeshauptmann, der wenn auch inoffiziell, aber dennoch mit seiner Arbeit verheiratet war, will bestimmt niemand enden. Dieser hatte nämlich eine ganz und gar desaströse Jörg-Life Balance.

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