Anti-Aging und Alice

Der Besuch eines Drogeriemarktes ist wie Alice im Wunderland. Nur für Erwachsene.

Die fantastischen Dinge stapeln sich in den Regalen. Cremen, die Falten binnen 60 Sekunden aus der Visage zaubern. Für alle, denen das zu zackig geht, gibt es auch Produkte, die für das selbe Ergebnis Tage oder Wochen brauchen. Es gibt Lippenstifte in "Shocking Rosa", die blitzschnell Schlauchboot-ähnliche Lippen ins Gesicht malen, und Lotions, die jedes Cellulite-Problem ausradieren.

Man darf halt nur keine Spaßbremse von Mediziner mit in den Drogeriemarkt nehmen. Der referiert sonst verlässlich, dass man sich Anti-Aging-Produkte prinzipiell in die Haare schmieren kann. Weil sie schon von Gesetzes wegen keine Falten und Cellulite ausbeulen dürfen. Würden sie es tun, wären sie eine Medizin, verschreibungspflichtig und damit der Goldesel der Apotheker. Und der Mediziner.

Laut den Spaßbremsen unter den Spezialisten gibt die Menschheit also Milliarden für fragwürdige Mischkulanzen aus.

Das ist nur logisch. Denn 80 Prozent der Menschen sind über die Maßen optimistisch. Sie neigen gar zur Schönfärberei, hat die britische Neurologin Tali Sharot herausgefunden. Offenbar waren grantelnde Wiener in ihrer Testgruppe deutlich unterrepräsentiert.

Ihre These: Ohne rosarote Brille würde der Mensch schlicht verzweifeln, angesichts seiner unerfreulichen Perspektiven. Denn realistisch betrachtet wird er irgendwann alt, krank und stirbt. Außer er wird zuvor von einem Auto überfahren.

Folglich muss man sich die eigene Zukunft schön reden, wobei alle möglichen und unmöglichen Hilfsmittel erlaubt sind. Von Etuis, die Raucher über ihre Zigarettenschachteln stülpen, um die Schockbilder nicht länger ertragen zu müssen bis zu Cremen, die die Haut glattbügeln sollen. Auch wenn man insgeheim weiß, dass vieles Unsinn ist. Eine Portion Selbstbetrug gehört schlicht zum Leben.

Schließlich hat man schon als Kind Alice im Wunderland gelesen. Nonsens halt.

Aber schöner.